LONDON (dpa-AFX) - Der frühere britische Premierminister Tony Blair hat sich dafür ausgesprochen, Populisten den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem man ihnen teilweise die Themen streitig macht. "Populismus macht sich Unmut zunutze, aber er erfindet ihn nicht", sagte der Labour-Politiker in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur und den europäischen Nachrichtenagenturen AFP, ANSA und EFE.

Auf die Frage, wie besorgt er vor einer Rückkehr von Ex-US-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus sei, sagte er, er sei weniger daran interessiert, was Populisten machten, als daran, was progressive Mitte-Links-Politiker ihnen entgegensetzten. Das betreffe beispielsweise das Thema Migration. Politiker, die sich in Europa zur Wahl stellten, müssten inzwischen dazu eine klare Positionierung haben, erklärte Blair.

Das liege nicht daran, dass die Menschen rassistisch seien. "Eine kleine Zahl sind es vielleicht, aber andere machen sich einfach Sorgen darüber, keine Kontrolle über die Grenzen zu haben", sagte Blair und fügte hinzu: "Man muss ihnen ein Gefühl der Sicherheit geben." Ähnlich sei es bei der Verbrechensbekämpfung. "Es sind immer die ärmsten Gruppen, die unter Kriminalität leiden (...), wohlhabende Menschen können sich von allem freikaufen."

Man müsse sich "der vernünftigen Seite des Unmuts" annehmen, um Populisten das Wasser abzugraben, fuhr Blair fort. "Das ist der Grund, warum wir Wahlen gewonnen haben", so der 69-Jährige, der von 1997 bis 2007 Regierungschef seines Landes war./cmy/DP/zb