Zürich (awp) - Der Bitcoin ist am Dienstag erstmals seit Januar 2021 wieder unter die Marke von 30'000 Dollar gefallen. Belastet wird die Stimmung vor allem vom verschärften Kurs der chinesischen Behörden gegen Kryptowährungen. Damit hat der Bitcoin die gesamten Gewinne des laufenden Jahres wieder abgegeben.

Am Dienstagnachmittag notiert der Kurs auf der Plattform Bitstamp bei rund 29'700 US-Dollar und damit rund 7,5 Prozent unter dem Vortagesniveau. Die Marktkapitalisierung ist innerhalb der letzten 24 Stunden um rund 60 Milliarden Dollar geschrumpft. Auch andere Digitalwährungen büssen massiv an Wert ein. So verlieren etwa die Börsenplattform-Währung Binance Coin oder XRP und Dogecoin innert 24 Stunden knapp 20 Prozent an Wert.

Analyst Timo Emden verweist in einem Kommentar am Dienstag vor allem auf die rigorose Gangart Chinas gegen das heimische Mining-Geschäft, die Anlegern "kalte Füsse beschere". Die chinesische Regierung geht derzeit zunehmend gegen das energieintensive Krypto-Mining vor. Gleichzeitig wurde das Krypto-Geschäfts für chinesische Zahlungsdienstleister eingeschränkt.

Viele Investoren dürften nun noch übriggebliebene Gewinne sichern wollen, meint der Experte. Zudem scheinen Privatanleger den Bitcoin-Markt derzeit zu meiden. Auch die technische Analyse hatte zuletzt ungünstige Vorzeichen für den Bitcoin-Kurs gezeigt - Charttechniker sprachen von einem sogenannten "Todeskreuz".

Zeitweise Kurs verdoppelt

Der Bitcoin hatte seit Anfang Jahr von einem Niveau von knapp 30'000 Dollar zu einem Anstieg bis auf einen Höchstwert von fast 65'000 Dollar im April angesetzt. Klare Abgaben erleidet auch die zweitgrösste Kryptowährung Ethereum, die innert 24 Stunden fast 10 Prozent auf 1'790 Dollar absackt. Im Jahresverlauf war sie teilweise bei über 4000 Dollar gehandelt worden.

Die Marktkapitalisierung des gesamten Kryptomarktes ist innerhalb der letzten Woche regelrecht eingebrochen. Seit letztem Dienstag wurden Werte in einer Höhe von 500 Milliarden Dollar ausgelöscht.

China geht gegen Bitcoin vor

China sind privatwirtschaftliche Digitalwährungen wie Bitcoin schon länger ein Dorn im Auge. Die Volksrepublik erschwert daher die Produktion und den Handel. China arbeitet seit längerem an einer eigenen Kryptowährung, dem Digital-Yuan. Die Arbeiten gelten als weit fortgeschritten.

Ausserdem erschwert die politische Führung in Peking das sogenannte Mining, also die Produktion von Kryptowährungen. Die Herstellung von Digitalwerten wie Bitcoin gilt aufgrund des hohen dafür notwendigen Energieeinsatzes als umweltschädlich. Darüber hinaus stellt sich die Volksrepublik dem Handel mit Digitalwährungen in den Weg.

Am Montag hatte die chinesische Zentralbank die Vertreter grosser Banken zu sich zitiert, um sie auf Kurs zu bringen. Die grossen Banken sollen keine Dienstleistungen für den Handel mit Bitcoin und Co. anbieten. Zudem sollen sie die Zahlungsverbindungen zu Krypto-Handelsplätzen kappen. Laut Notenbank können Digitalwährungen ein Risiko für das Finanzsystem darstellen und für kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche missbraucht werden.

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