(neu: Reaktionen von Biden und Harris)

WASHINGTON (dpa-AFX) - Der künftige US-Präsident Joe Biden (78) und die künftige Vizepräsidentin Kamala Harris (56) sind vom "Time Magazine" zu den Personen des Jahres gekürt worden. Das verkündete Rock-Superstar Bruce Springsteen (71) am Donnerstagabend (Ortszeit) im Sender NBC. "Time"-Chefredakteur Edward Felsenthal sagte mit Blick auf die beiden Preisträger: "Die nächsten vier Jahre werden ein enormer Test für sie und für uns alle sein, um zu sehen, ob sie die Einheit, die sie versprochen haben, herbeiführen können."

Ein neugewählter Präsident wird traditionell, aber nicht automatisch, nach der Wahl vom "Time"-Magazin zur "Person des Jahres" gemacht. Seit Erfindung der Auszeichnung vor rund 90 Jahren wurden nach Angaben des Magazins nur die Präsidenten Calvin Coolidge, Herbert Hoover und Gerald Ford nicht entsprechend auf den Titel gehoben. Mit Biden und Harris wurde erstmals ein Wahlsieger zusammen mit Vize gekürt.

Die beiden teilten am Freitag per Kurznachrichtendienst Twitter mit, sie fühlten sich geehrt. "Wir sind an einem Zeitpunkt, wo wir mit mehreren Krisen gleichzeitig konfrontiert werden", schrieb Harris. "Wir müssen uns um vieles kümmern in der vor uns liegenden Zeit, aber ich weiß, dass wir es zusammen schaffen können." Bereits während der Sendung hatten sich Biden und Harris in kurzen Videos bedankt.

Bei der Wahl am 3. November hatte der Demokrat Biden gegen den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump gewonnen. Trump weigert sich, seine Niederlage anzuerkennen. Biden hatte im Wahlkampf damit geworben, die tiefe Spaltung der USA überwinden zu wollen. Er war von 2009 bis 2017 Vizepräsident unter Trump-Vorgänger Barack Obama. Harris - die derzeit noch im US-Senat sitzt - wird die erste Frau, erste Schwarze und erste Amerikanerin mit südasiatischen Wurzeln im Amt des Vizepräsidenten sein. Beide sollen am 20. Januar vereidigt werden.

Felsenthal schrieb auf der Seite des "Time Magazine": "Vielleicht ist das Einzige, worüber sich die Amerikaner im Moment einig sind, dass die Zukunft des Landes auf dem Spiel steht, auch wenn sie heftig darüber streiten, warum." Wenn Trump in den vergangenen vier Jahren eine "Kraft der Spaltung" gewesen sei, zeigten Biden und Harris, wohin die USA steuerten: "eine Mischung aus Ethnien, Lebenserfahrungen und Weltanschauungen, die gemeinsam einen Weg nach vorne finden müssen, wenn das amerikanische Experiment überleben soll".

In der engeren Auswahl für die "Person des Jahres" waren auch Donald Trump, der prominente US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci gemeinsam mit den Mitarbeitern im Gesundheitswesen wegen ihres Engagements in der Corona-Krise sowie die "Black Lives Matter"-Bewegung. Der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota Ende Mai hatte zu monatelangen Protesten gegen Rassismus geführt.

Vergangenes Jahr war die damals 16-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg als jüngste Persönlichkeit überhaupt Person des Jahres. Die "Time"-Redaktion würdigt mit dem Titel seit 1927 die Persönlichkeiten des Weltgeschehens, die das vergangene Jahr am stärksten geprägt haben. 2015 - im Jahr der Flüchtlingskrise - war es Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Ein Jahr später wurde Trump nach seinem Wahlsieg die Ehrung zuteil. 2018 wurde der ermordete saudische Journalist Jamal Khashoggi gemeinsam mit weiteren Reportern gekürt. In der Vergangenheit gehörten auch Königin Elizabeth II., Nelson Mandela sowie Adolf Hitler und Josef Stalin zu den Geehrten./cy/cah/DP/nas