LONDON (dpa-AFX) - Aufgrund sinkender Zuschauerzahlen muss die BBC laut einem Bericht des nationalen Rechnungshofs mit niedrigeren Einnahmen bei den Rundfunkbeiträgen rechnen. Es gebe "einige Unsicherheit über die finanzielle Zukunft der BBC" aufgrund drastisch geänderter Sehgewohnheiten, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Der Sender habe sich bisher nicht darauf eingestellt, dass vor allem jüngere Menschen viel seltener die TV- und Radio-Programme der British Broadcasting Corporation (BBC) einschalteten.

"Ein sinkender Publikumsanteil stellt ein finanzielles Risiko dar, da es weniger wahrscheinlich ist, dass Personen die Gebühr zahlen, wenn sie keine entsprechenden Inhalte ansehen", betonte der Rechnungshof. Von 2017/18 bis 2019/20 sind die Beitragssummen, mit denen sich die BBC finanziert, um 310 Millionen auf 3,52 Milliarden Pfund (3,97 Mrd Euro) gefallen. Es gebe 450 000 Haushalte mit Beitragszahlern weniger. Das liege sowohl an veränderten Sehgewohnheiten als auch an der demografischen Entwicklung: Über 75-Jährige, die eine Aufstockung ihrer Rente erhalten, müssen keine Gebühren zahlen.

Seit November verhandelt die BBC mit der Regierung über eine Neuorganisation des Finanzsystems. "Die BBC steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen", sagte Rechnungshofchef Gareth Davies. Der Sender habe bereits erhebliche Einsparungen vorgenommen, es seien aber weitere Anstrengungen nötig. So habe auch die Corona-Krise Auswirkungen auf die finanzielle Lage gehabt.

Von 2010 bis 2019 ist die Zahl der durchschnittlichen Minuten, die ein Erwachsener die BBC-Programme schaut, von 80 auf 56 Minuten gesunken. Beim Radio gab es zwischen 2013/14 und 2019/20 einen Rückgang der Zuhörzeit um 15 Prozent.

Eine BBC-Sprecherin sagte, der Bericht unterstreiche angesichts der Verhandlungen mit der Regierung die Notwendigkeit einer stabilen Finanzierung. Die Journalistengewerkschaft National Union of Journalists forderte die vollständige Abschaffung der Gebührenfreiheit für über 75-Jährige. Die Kosten beliefen sich auf 500 Millionen Pfund im Jahr. Dieses Geld solle vielmehr in hochwertige Programme und guten Journalismus investiert werden./bvi/DP/mis