FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch geldpolitisch auf die Bremse treten. "Wir wissen, dass eine anhaltend expansive Geldpolitik negative Nebenwirkungen hat, die mit der Zeit zunehmen. Ich plädiere für einen graduellen Ausstieg aus dem aktuellen Modus", sagte der Gouverneur der belgischen Notenbank im Interview mit der Wirtschaftswoche. Prinzipiell müsse die EZB "kontinuierlich prüfen, ob die geldpolitischen Mittel, die wir einsetzen, noch verhältnismäßig sind".

Ähnlich wie der zurückgetretene Bundesbankchef Jens Weidmann sieht Wunsch die Geldpolitik der EZB zunehmend kritisch. Der Belgier zählt nach Weidmanns Abgang zu den wenigen verbleibenden "Falken" in der EZB-Führungsetage.

Konkret sprach sich Wunsch dafür aus, auf der EZB-Sitzung im Dezember das in der Corona-Krise aufgelegte Anleihekaufprogramm PEPP zu beenden. "Wir werden uns die volkswirtschaftlichen Daten ansehen und feststellen, dass sich Bruttoinlandsprodukt und Inflation besser entwickelt haben als beim Start des Programms gedacht. Daher ist es nur logisch, PEPP zu beenden", sagte der Notenbanker.

Skeptisch sieht Wunsch den Vorstoß von EU-Kommission und mehreren Staaten, den Europäischen Stabilitätspakt aufzuweichen. "Wenn wir eindeutig aus der Krise herausgekommen sind, müssen wir die Defizite reduzieren. Und wenn wir darüber keinen Konsens finden, können wir die Regeln gleich vergessen", meinte Wunsch. Der Maastricht-Vertrag und die Fiskalregeln existierten nicht ohne Grund: "Wir wissen aus Erfahrung, dass manche Länder es mit der Haushaltsdisziplin zuweilen nicht so eng sehen."

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DJG/apo/smh

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October 20, 2021 06:41 ET (10:41 GMT)