DÜSSELDORF (awp international) - Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte aus Sicht von EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch geldpolitisch auf die Bremse treten. Der Gouverneur der belgischen Notenbank sprach sich in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der "Wirtschafts Woche" dafür aus, das in der Coronakrise aufgelegte Anleihekaufprogramm Pandemic Emergency Purchase Programme (Pepp) auf der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember nicht zu verlängern.

Die EZB hat das 1,85 Billionen Euro schwere Notprogramm aufgelegt, um wirtschaftliche Folgen der Corona-Krise abzufedern. Das Programm hat eine Laufzeit bis März 2022 und umfasst den Kauf von Wertpapieren. Im Vergleich zum allgemeinen Kaufprogramm der Notenbank APP sind die Vorgaben beim Pepp-Programm flexibler geregelt.

"Wir werden uns die volkswirtschaftlichen Daten ansehen und feststellen, dass sich Bruttoinlandsprodukt und Inflation besser entwickelt haben als beim Start des Programms gedacht. Daher ist es nur logisch, Pepp zu beenden", sagte Wunsch. Zudem wies der Notenbanker auf die langfristigen Folgen hin: "Wir wissen, dass eine anhaltend expansive Geldpolitik negative Nebenwirkungen hat, die mit der Zeit zunehmen. Ich plädiere für einen graduellen Ausstieg aus dem aktuellen Modus".

Prinzipiell müsse die EZB nach Ansicht von Wunsch "kontinuierlich prüfen, ob die geldpolitischen Mittel, die wir einsetzen, noch verhältnismässig sind." Ähnlich wie der zurückgetretene Bundesbankchef Jens Weidmann sieht Wunsch die Geldpolitik der EZB kritisch. Der Belgier zählt nach Weidmanns Abgang zu den wenigen verbleibenden "Falken" im geldpolitischen Rat der EZB./jkr/jsl/jha/