Stefan Heidenreich verlässt den Hamburger Dax-Konzern nach fast sieben Jahren. Der Aufsichtsrat habe sich mit dem 55-Jährigen "freundschaftlich" auf die Beendigung des Vorstandsmandats spätestens zum Ende der bis zum 31. Dezember 2019 laufenden Amtsperiode verständigt, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Heidenreich werde gegebenenfalls früher gehen, wenn ein Nachfolger gefunden sei. An der Börse kam die Nachricht nicht gut an. Die im Dax notierten Aktien des Nivea-Herstellers rutschten in der Spitze um 4,4 Prozent auf den tiefsten Stand seit mehr als vier Wochen ab.

Analysten verwiesen darauf, dass vor Kurzem bereits der Vertrag von Finanzvorstand Jesper Andersen überraschend nicht verlängert worden war. "Wir sehen das Management-Team als einen wichtigen Teil unserer These vom Kulturwandel und betrachten diese zwei Rücktritte innerhalb von sechs Monaten als negativ", schrieben die Experten von Morgan Stanley in einer ersten Reaktion. Für Andersen zieht mit Dessi Temperley erstmals eine Frau in den Vorstand.

Über ein vorzeitiges Ausscheiden von Heidenreich, der das Unternehmen in den vergangenen Jahren von Rekord zu Rekord geführt hat, war in Hamburg zuletzt wiederholt spekuliert worden. Medien berichteten über angebliche Meinungsverschiedenheiten mit der Familie Herz, die über die Tchibo-Mutter Maxingvest die Mehrheit an dem Hamburger Traditionsunternehmen hält. Sowohl Beiersdorf als auch die Familienholding dementierten dies. Heidenreich selbst ließ erkennen, dass er andere Schwerpunkte setzen und auch mehr Zeit für sein Privatleben haben wolle.

WIEDER ZU DEN WURZELN GEFÜHRT

Heidenreich war im Oktober 2011 von der auf Babynahrung und Konfitüren spezialisierten Hero-Gruppe zu Beiersdorf gekommen und rückte im April 2012 an die Unternehmensspitze. Er baute das Unternehmen in den vergangenen Jahren um, erhöhte die Präsenz in schnell wachsenden Märkten wie Südamerika und Indien. Mehr als die Hälfte des Umsatzes von zuletzt gut sieben Milliarden Euro fließt inzwischen aus Schwellenländern, wo die aufstrebende Mittelschicht sich immer mehr Kosmetikartikel leisten kann. Zugleich führte Heidenreich Beiersdorf mit dem Werbekonzept "Blue Agenda" stärker zu seinen historischen Wurzeln zurück, der blauen Dose mit dem Schriftzug Nivea.

Auch die Probleme in China, wo Beiersdorf nach dem Fehlkauf der Haarpflegemarke C-Bons lange mit der Sanierung zu tun hatte, hat Heidenreich in den Griff bekommen. Dort hat das Unternehmen dank neuer Produkte den Marktanteil gesteigert und liegt damit näher bei den Rivalen. Dazu trug bei, dass Beiersdorf auch dort stärker auf den Onlinehandel setzt. Auch bei der Ertragskraft hat der Konzern zu Konkurrenten wie L'Oreal, Unilever und Procter & Gamble aufgeschlossen und einige Rivalen sogar überholt.