Wir hatten uns ja schon damit abgefunden, dass die Debatte ins Leere läuft, aber in den letzten Tagen ist das Ganze auf ein neues Level der Peinlichkeit abgerutscht. Die politischen Seitenhiebe fliegen tief und treffen unter die Gürtellinie. Während die Demokraten Trump als den Faschisten schlechthin brandmarken, hält der sich nicht zurück und nennt seine Gegnerin verrückt, um dann noch einen draufzusetzen und sie als „sch***“ Vizepräsidentin zu bezeichnen – und das alles bei seiner letzten großen Show im Madison Square Garden vor der Wahl.
Das Stadion war brechend voll, Stunden bevor der Ex-Präsident seine Rede hielt. Trump schwelgte in Erinnerungen an New York, seine Heimatstadt, die allerdings seit 40 Jahren keinen Republikaner mehr gewählt hat. New York ist auch Schauplatz einiger heißer Rennen um Sitze im Kongress, die entscheiden könnten, welche Partei nächstes Jahr das Repräsentantenhaus kontrolliert.
Die Veranstaltung wurde von einigen Demokraten kritisiert, die Parallelen zu einer pro-nazistischen Versammlung von 1939 zogen – was natürlich das Feuer zwischen den Anhängern nur noch mehr angefacht hat. Von Versöhnung keine Spur, und das eine Woche vor der Wahl. In diesen Clash of Titans mischen sich auch Promis ein: Elon Musk, 50 Cent und Hulk Hogan schlagen sich auf Trumps Seite, während Mark Cuban, Taylor Swift und Beyoncé das Team Harris verstärken. Letztere, eine Ikone des Feminismus und der Popkultur, rockte die Bühne neben der Vizepräsidentin bei einer Veranstaltung zum Recht auf Abtreibung in Houston. Aktuelle Umfragen? Die sehen Trump leicht vorn.
In diesem elektrisierenden Klima gewinnen die Forschungen von Elisabeth Kempf und Margarita Tsoutsoura an Bedeutung, die die Auswirkungen der politischen Polarisierung auf Wirtschaft und Märkte beleuchten. Während die Polarisierung im Vereinigten Königreich und in Europa zunimmt, erreicht sie in den USA Dimensionen, die schlichtweg extrem sind.
Die parteipolitische Spaltung ist im Land allgegenwärtig und macht Umfragen zur Verbraucherstimmung zur Farce. Sind die Republikaner am Ruder, jubeln die Republikaner über die Wirtschaft, während die Demokraten Trübsal blasen. Sobald aber ein Demokrat das Ruder übernimmt, kippt die Stimmung – bis der nächste Republikaner kommt. Es scheint, als würde die US-Wirtschaft über Nacht mit jedem neuen Präsidenten komplett umgekrempelt.
Die Studie deckt auch handfeste Konsequenzen auf. Kreditanalysten tendieren dazu, Unternehmen schlechter zu bewerten, wenn der Präsident dem gegnerischen Lager angehört. Und Investmentbanker? Deren politische Neigung beeinflusst die Konditionen von syndizierten Krediten – mit besseren Deals, wenn der amtierende Präsident aus dem eigenen Lager stammt.
Bei den Fondsmanagern zeigt sich, dass Republikaner unter Trump ihre Aktieninvestitionen um fast 2 % hochgefahren und zyklische Aktien bevorzugt haben, was das Risiko in ihren Portfolios in die Höhe trieb. Mit Biden an der Spitze drehte sich der Wind.
Und im Bereich der ESG-Investitionen (oder SRI) klaffen die Gräben besonders weit auseinander. Etwas überspitzt gesagt, aber ESG-Fonds sind bei demokratischen Managern deutlich beliebter als bei ihren republikanischen Pendants, was sich in einem höheren Anteil von als sozial verantwortlich eingestuften Mandaten bei den Demokraten zeigt.
Eines ist klar: Keine Studie bestätigt, dass die Märkte besser laufen, wenn eine bestimmte Partei das Sagen hat. Für die Anleger also eine beruhigende Nachricht: Es spielt letztlich keine Rolle, ob der US-Präsident konservativ oder progressiv ist.