Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen in Deutschland sind nach neuen Angaben des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) in der Krise weiter stabil geblieben. Die aktuelle Lage der Unternehmen in Deutschland sei zweigeteilt, erklärte der Bankenverband in Berlin. Während Industrie und große Mittelständler bisher überwiegend ohne einschneidende Beeinträchtigungen durch die Krise gekommen seien, seien Einzelhandel und Dienstleistungssektor teilweise schwer von dem Lockdown getroffen worden. Diese Entwicklung werde sich in den nächsten Monaten noch verstärken.

"Die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen haben sich trotz der pandemiebedingten Wirtschaftskrise aber kaum verschärft", erklärte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig bei der Vorstellung des aktuellen Berichts zur Lage der Unternehmensfinanzierung in Deutschland. Die Nachfrage nach Krediten sei allerdings fast zum Erliegen gekommen. Derzeit bewegten sich die Insolvenzzahlen aufgrund der bis Ende April ausgesetzten Meldepflicht noch auf sehr niedrigem Niveau. "Wir gehen derzeit davon aus, dass sich ein möglicher Anstieg von Unternehmensinsolvenzen über mehrere Jahre hinziehen dürfte", sagte Ossig. Dieser könne von den Banken abgefedert werden.

"Die Banken haben zuletzt ihre Risikovorsorge erhöht und sind auf eine mögliche Zunahme von Insolvenzen zur Jahresmitte hin gewappnet", betonte Ossig. "Wir haben die Risiko-Lage im Griff." Laut dem Bankenverband müsste nach Überwindung der Krise in Deutschland viel stärker in eine nachhaltige und digitale Wirtschaft investiert werden. Ossig forderte eine Anpassung der aktuellen Rahmenbedingungen und nannte als konkretes Beispiel die Bankenabgabe. Nach den aktuellen Vorgaben zur Befüllung des einheitlichen Abwicklungsfonds würden den Banken Milliarden entzogen. "Diese fehlen für die Kreditversorgung der Wirtschaft an anderer Stelle." Auch müsse es ein Umdenken in der Förderpolitik geben, um Schlüsselindustrien und Innovationsbranchen gezielter zu unterstützen.

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February 23, 2021 05:49 ET (10:49 GMT)