Von Andreas Plecko

FRANKFURT/LONDON (Dow Jones)--Die Bank of England (BoE) hat ihren Leitzins auf dem Rekordtief von 0,10 Prozent bestätigt. Auch das Anleihen-Kaufprogramm wurde auf dem bisherigen Niveau von 895 Milliarden Pfund belassen, wobei 875 Milliarden auf Gilts entfallen. Börsianer und Ökonomen hatten mit diesen Entscheidungen gerechnet. Der Beschluss zum Leitzins fiel einstimmig. Beim Kaufvolumen gab es zwei abweichende Stimmen - die Ratsmitglieder Michael Saunders und Dave Ramsden votierten dafür, das Volumen der Gilts-Käufe auf 840 Milliarden Pfund zu reduzieren.

Die Aussichten für den Arbeitsmarkt und damit für den zugrunde liegenden Inflationsdruck seien besonders unsicher, und ein Teil dieser Unsicherheit sollte in den kommenden Monaten beseitigt werden, so die Mehrheit der Ratsmitglieder laut dem Protokoll. Die Geldpolitik müsse irgendwann damit beginnen, einen Teil ihrer Stimulierungsmaßnahmen nach der Pandemie zurückzufahren, so die Meinung der Mehrheit, während Ramsden und Saunders argumentierten, dass Ankäufe bei einer Inflation von über 3 Prozent und einer geschlossenen Produktionslücke die mittelfristigen Inflationserwartungen weiter in die Höhe treiben könnten.

Die Inflation in Großbritannien ist deutlich über die Niveaus hinausgeschossen, die der Markt und die Bank of England (BoE) zu Beginn des Jahres erwartet hatten. Im August waren die Verbraucherpreise um 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, die höchste Rate seit fast zehn Jahren. Die BoE peilt eine Inflationsrate von 2 Prozent an.

Während die Preise und Löhne steigen, wächst die Wirtschaft schwächer als erwartet. Dieser Anflug von Stagflation bringt die BoE in eine schwierige Lage. Vor dem Hintergrund eines unsicheren Winters mit steigenden Infektionen und sich verschärfenden Versorgungsproblemen muss die BoE möglicherweise ein schnelleres Tempo der geldpolitischen Normalisierung signalisieren, ohne die bereits nervösen Märkte zu verschrecken.

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DJG/apo/smh

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September 23, 2021 07:18 ET (11:18 GMT)