Berlin (Reuters) - Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat vor ihren Antrittsbesuchen in Kiew und Moskau die Gesprächsbereitschaft des Westens zum Abbau der Spannungen mit Russland unterstrichen.

"Wir sind bereit zu einem ernsthaften Dialog über gegenseitige Vereinbarungen und Schritte, die allen in Europa mehr Sicherheit bringen, auch Russland", erklärte die Grünen-Politikerin vor ihrem Abflug nach Kiew am Montag in Berlin. "Aber wir können und werden keine Abstriche machen von den Grundprinzipien" - etwa "die territoriale Unverletzlichkeit, die freie Bündniswahl und der Verzicht auf Gewaltandrohung als Mittel der Politik".

Baerbock betonte: "Wir sind entschlossen zu reagieren, wenn Russland stattdessen den Weg der Eskalation geht." In der ukrainischen Hauptstadt wird die Ministerin mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und Außenminister Dmytro Kuleba zusammenkommen. Zudem will Baerbock Vertreter der Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sprechen. Am Montagabend reist Baerbock weiter nach Moskau, wo am Dienstag ein Gespräch mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow geplant ist.

"Voraussetzung für Diplomatie ist es, die Sichtweise des Gegenübers zu verstehen, auch wenn man zum Teil völlig entgegengesetzter Meinung ist", erklärte Baerbock vor ihrer Abreise weiter. Sie werde in Kiew und Moskau genau zuhören, aber auch "in aller Klarheit" die Haltung des Westens erläutern. Sie werde die Bereitschaft für einen diplomatischen Weg ausloten, vor allem auch eine Wiederbelebung des so genannten Normandie-Prozesses, an dem Deutschland, Frankreich, Russland und die Ukraine beteiligt sind. Das Format hatte 2015 das Minsker Abkommen vereinbart, mit dem der Osten der Ukraine befriedet werden soll.

Russland hat an der Grenze zur Ukraine rund 100.000 Soldaten zusammengezogen. Der Westen befürchtet eine Invasion, was die Regierung in Moskau zurückweist. Stattdessen gehe es Russland um Sicherheitsgarantien. So fordert die Regierung in Moskau eine Zusage der Nato, dass die Ukraine nicht in das transatlantische Militärbündnis aufgenommen wird. Dies lehnt die Allianz kategorisch ab. Stattdessen fordert der Westen einen Abzug der russischen Truppen aus dem Grenzgebiet. "Bei meinen Gesprächen in Moskau geht es mir auch um eine Positionsbestimmung", erklärte Baerbock. "Als neue Bundesregierung wollen wir substanzielle und stabile Beziehungen mit Russland."