FRANKFURT (Dow Jones)--Das von der Bundestagswahl ausgehende Signal an die internationalen Finanzmärkte ist für Felix Herrmann, Chefvolkswirt beim Hamburger Asset Manager Aramea, ein beruhigendes. Europas Aktien- und Rentenmärkte könnten das Wahlergebnis in Nuancen unterschiedlich interpretieren. Für die Rentenmärkte würde eine SPD-geführte Koalition Rückenwind bedeuten, da diese sowohl innen- als auch europapolitisch bei der Fiskalpolitik vermutlich expansiver agieren würde als eine Jamaika-Regierung. Etwas engere Spreads auf beispielweise italienische Staatsanleihen wären zu erwarten.

Die Aktienmärkte hingegen könnten - trotz überschaubarer Differenzen zwischen einer schwarzen und einer "normalen" Ampel - zunächst ein paar Berührungsängste mit einer SPD-geführten Regierung haben.


Rot-rot-grün ist vom Tisch 

Die "Schreckgespenst-Koalition" der Märkte - rot-rot-grün - habe bereits früh am Wahlabend keine Aussicht mehr auf ein Zustandekommen. Wenn die SPD am Ende tatsächlich stärkste Kraft werden sollte, dürfte Scholz erleichtert sein, dass ihm nur realistische Regierungsoptionen zur Verfügung stehen und der Druck seines linken Parteiflügels und dessen Wunsch nach einer linken Bundesregierung ins Leere laufe.

Die Koalitionsverhandlungen könnten sich Herrmann zufolge durchaus bis Weihnachten hinziehen. Es bestehe sogar die Möglichkeit, dass die stärkste Fraktion letztlich sogar in der Opposition lande. In Koalitionsgesprächen werden wohl zunächst FDP und Grüne ihre Schnittmengen ausloten müssen. Von dem Verlauf dieser Gespräche könnte abhängen, welche der beiden "großen" Parteien am Ende besser in ein Dreierbündnis passe.

So oder so werde Deutschland in den kommenden Jahren von einer europafreundlichen Koalition aus der politischen Mitte des Landes heraus geführt. Im Ausland dürfte dies als ein Signal der Stabilität gelesen werden.

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DJG/thl/smh

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September 26, 2021 15:09 ET (19:09 GMT)