Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat für das geplante "Fit-for-55"-Klimaschutzpaket der Europäischen Kommission "ein klares Bekenntnis zum Industrie- und Innovationsstandort Europa" angemahnt. "Der Klimaplan der EU muss sich an der Kosteneffizienz seiner Maßnahmen und dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft messen lassen", erklärte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Wer die Latte bei den Klimazielen immer höher lege, müsse auch dafür sorgen, dass Europa mit einer zukunftsfähigen Industrie im globalen Wettrennen um beste Klimaschutzlösungen die Nase vorne habe.

"Unternehmen brauchen einen klaren und verlässlichen Umsetzungsplan der geplanten Maßnahmen", forderte er. Im Zentrum stehen müssten eine ausreichende Menge erneuerbarer Energien zu wettbewerbsfähigen Preisen sowie der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft. "Für einen raschen Hochlauf eines Wasserstoffmarktes ist eine Anpassung des europäischen Rechtsrahmens unerlässlich", sagte Russwurm. Die überarbeitete Erneuerbare-Energien-Richtlinie solle erneuerbaren und CO2-armen Wasserstoff über eine harmonisierte Klassifizierung und Zertifizierung europaweit und international handelbar machen.

Statt dem Verbrennermotor "faktisch den Garaus zu machen", komme es im Transportsektor auf eine technologieoffene Dekarbonisierung sowie den konsequenten Ausbau von Lade- und Tankinfrastrukturen an. Die Politik müsse die Unternehmen in die Lage versetzen, das notwendige Kapital für die enormen Investitionen in klimafreundliche industrielle Prozesse und Technologien zu generieren, forderte der BDI-Präsident. Ein verlässlicher "Carbon-Leakage"-Schutz über die erprobten Instrumente des EU-Emissionshandelssystems ETS sei unter keinen Umständen verhandelbar und sollte eher noch verstärkt werden - CO2-Grenzausgleichsmechanismen seien keine Alternative.

Für eine ETS-Ausweitung auf die Sektoren Gebäude und Straßenverkehr forderte Russwurm separate Emissionshandelssysteme. Anreize für CO2-neutrale Energieträger sollte die EU über die Energiesteuerrichtlinie schaffen. Zu Wettbewerbsverzerrungen für den europäischen Luft- und Seeverkehr durch eine europäische Insellösung dürfe es aber nicht kommen. "Mit Klimaschutz im europäischen Alleingang wäre dem Weltklima nicht geholfen", konstatierte der BDI-Präsident.

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July 13, 2021 03:50 ET (07:50 GMT)