BERLIN (Dow Jones)--Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, hat Kritik am neuen Klimaschutzgesetz der großen Koalition geübt. In der Wirtschaftswoche monierte er, dass die konkreten Maßnahmen zum Erreichen der schärferen Klimaziele fehlten. Das Gesetz, das diese Woche vom Parlament beschlossen werden soll, sieht vor, dass das Ziel der Klimaneutralität vom Jahr 2050 auf 2045 vorgezogen wird.

"Klimaneutralität per Gesetz vorzuschreiben reicht nicht. Konkretisierung tut not", schreibt Russwurm in einem Gastbeitrag für die Wirtschaftswoche. "Wie problematisch ein solch vager Beschluss ohne klaren Zielpfad ist, macht ein Beispiel deutlich: Komplexe Industrieanlagen haben oft eine Nutzungszeit von über 20 Jahren. Vorher müssen sie geplant, genehmigt und errichtet werden", so der BDI-Präsident. Das bedeute, dass konkrete Weichenstellungen dafür, wie Industrie 2045 aussehen wird, heute anstünden.

"Dafür fehlen aktuell verlässliche Grundlagen und der regulatorische Rahmen", so Russwurm. "2045 ist nicht ferne Zukunft, ist nicht übermorgen, ist auch nicht morgen: sondern für manchen Investor schon morgen früh."

Der erforderliche "enorme Strukturwandel darf die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes nicht aufs Spiel setzen", warnte Russwurm. "Damit er gelingt, müssen wir die Leistungskraft unserer Ingenieurinnen und Ingenieure und unsere hervorragende Technologiebasis nutzen. Und wir müssen die Innovationsdynamik und Stärke des Zusammenspiels von industriellem Mittelstand und Großunternehmen sichern und weiter erhöhen."

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June 21, 2021 03:03 ET (07:03 GMT)