Das zeige, dass die Öffnung des chinesischen Marktes nicht nur ein Wort sei, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang am Montag in Berlin. Beide Länder gingen neue Wege in der Kooperation. Die bis zu zehn Milliarden Dollar schwere Investition ist das erste Mal überhaupt, dass der Ludwigshafener Chemiekonzern ein Werk in China ohne einen lokalen Partner bauen kann. Bei dem Staatsbesuch unterzeichneten Deutschland und China zahlreiche Kooperationen und Gemeinschaftsprojekte. Laut Regierungskreisen haben die Vereinbarungen ein Volumen von zusammen rund 20 Milliarden Euro.

Der chinesische Konzern CATL baut in der thüringischen Hauptstadt Erfurt ein Werk für Batteriezellen für Elektroautos. Auch die Vereinbarung dazu wurde bei dem Treffen unterzeichnet. Das sei eine gute Nachricht für Thüringen, sagte die Bundeskanzlerin. Allein der Münchner Autobauer BMW will von CATL in den nächsten Jahren Zellen für vier Milliarden Euro kaufen. Von 2021 soll bei BMW das elektrisch und autonom fahrende Modell "iNext" mit den Zellen aus Erfurt vom Band laufen. Zu den Abnehmern zählt auch Daimler. Europäische Autohersteller und Zulieferer waren vor den großen Investitionen in die Batteriefertigung zurückgeschreckt.

Das Gemeinschaftsunternehmen von BMW und Brilliance in China wird ausgebaut. Die Produktion des seit 15 Jahren bestehenden Joint Ventures in Shenyang soll vom nächsten Jahr an um gut 40 Prozent auf 520.000 BMW-Autos im Jahr hochgefahren werden. Von 2020 an will BMW dort auch den vollelektrischen iX3 bauen. Er soll von China aus sogar exportiert werden, wie der Autobauer mitteilte. Das Bundeswirtschafts- und das Bundesverkehrsministerium vereinbarten eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Staat beim automatisierten und vernetzten Fahren.

LUDWIGSHAFEN - ANTWERPEN - GUANGDONG

Für das geplante BASF-Petrochemiewerk in Guangdong gibt es bisher nur eine unverbindliche Absichtserklärung, die Pläne sind aber relativ konkret. In der ersten Stufe soll ein Steamcracker mit einer Kapazität von einer Million Tonnen Ethylen pro Jahr entstehen. Die ersten Anlagen könnten bis 2026 fertig sein. Am Ende könnte der Standort der drittgrößte von BASF weltweit nach Ludwigshafen und Antwerpen werden. In Nanjing betreibt der Konzern seit dem Jahr 2000 ein Gemeinschaftsunternehmen mit Sinopec.

Ministerpräsident Li sagte, seine Regierung lege Wert auf eine stärkere lokale Produktion deutscher Firmen in China, ohne auf einen Technologietransfer zu bestehen. Merkel betonte aber, gleiche Rechte auf freien Marktzugang blieben ein Thema in der Zusammenarbeit. Grundsätzlich seien Übernahmen chinesischer Firmen in Deutschland keine Bedrohung, der Schutz von Kerninteressen müsse aber möglich sein. Das sei nicht gegen China gerichtet. Derzeit greift der chinesische Autozulieferer Ningbo Jifeng nach seinem ungleich größeren bayerischen Partner Grammer.

Das Fabrik-Betriebssystem "Mindsphere" von Siemens soll vom kommenden Jahr an auch in der Cloud-Infrastruktur des chinesischen Internet-Riesen Alibaba betrieben werden können. Vorstandschef Joe Kaeser nannte die Zusammenarbeit bei Digitalisierungs-Software "bahnbrechend für die Bereitstellung von Industrie-4.0-Lösungen für China". Bisher hat Siemens für Mindsphere Kooperationen mit den amerikanischen Cloud-Anbietern Amazon und Microsoft.