Berlin (Reuters) - Der Medienkonzern Axel Springer hält eine Fusion mit der Senderkette ProSiebenSat.1 momentan für ausgeschlossen.

"Ein Zusammenschluss mit der ProSiebenSat.1-Gruppe ist derzeit weder angestrebt noch ein denkbares Szenario", sagte Springer-Vorständin Stephanie Caspar am Donnerstag auf der virtuellen Hauptversammlung zu Fragen von Aktionären. "Es gab zu diesem Szenario auch in den Jahren 2019/2020 seitens Axel Springer keinen Kontakt zu ProSiebenSat.1." Caspar betonte aber auch: "Die Planungen von KKR diesbezüglich sind uns nicht bekannt." Der US-Finanzinvestor ist mit 47,6 Prozent größter Eigentümer von Springer und hält ebenfalls Anteile an ProSieben.

Das hat zuletzt immer wieder für Spekulationen in der Branche und bei Analysten gesorgt, KKR könne die Zusammenarbeit zwischen seinen beiden Beteiligungen verstärken. Die Amerikaner sind auch Großaktionär bei der deutschen Fernseh- und Film-Holding Leonine. Während KKR einen Kommentar ablehnte, teilte ProSiebenSat.1 mit: "Es gab keine Gespräche mit Axel Springer und keine mit KKR zu einer möglichen Fusion." ProSiebenSat.1-Chef Rainer Beaujean hat jüngst betont, die Großaktionäre CMI um den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky und KKR stünden hinter der Strategie von ProSiebenSat.1. "CMI und KKR sind offenbar Fans von dem, was wir tun." ProSieben habe einen klaren Fokus auf Unterhaltung, sagte Beaujean. Wichtig sei bei der Frage von Kooperationen oder gar Fusionen: "Sie müssen mir erklären, was wir gemeinsam besser machen können als allein."

VIRUS-KRISE BREMST GEWINN UND UMSATZ VON AXEL SPRINGER

Die Folgen der Corona-Krise drücken bei Springer auf Umsatz und Gewinn. Die Erlöse dürften 2020 um rund sieben Prozent auf 2,9 Milliarden Euro sinken und das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) um etwa 20 Prozent auf rund 500 Millionen Euro fallen, sagte Konzernchef Mathias Döpfner. Aber vor dem Hintergrund der Virus-Pandemie sei er "stolz darauf, wie sich Axel Springer entwickelt hat".

Wegen der Unsicherheit in der Wirtschaft hätten Springers Job-Portale weniger Anzeigen verbucht. Zudem habe man auf den Immobilienportalen während des Lockdowns im Frühjahr Einbußen gehabt. "Allerdings hat sich der Markt seitdem erholt und als robust erwiesen", sagte Döpfner. Während die Werbeerlöse in der Sparte News Media zurückgingen, stiegen die digitalen Abos und die Reichweite. Zudem profitierten Konzerntöchter wie Idealo oder Awin vom anziehenden Internethandel in den Zeiten von Corona. Nach den ersten neun Monaten ging Döpfner zufolge der Umsatz um 6,4 Prozent auf 2,12 Milliarden Euro zurück und das Ebitda um elf Prozent auf 391 Millionen Euro.

Gut ein halbes Jahr nach dem Rückzug von der Börse drängen die Springer-Eigentümer die letzten Kleinaktionäre aus dem Unternehmen. Döpfner rechtfertigte diesen Schritt. Man könne mit dem sogenannten Squeeze Out schnell und flexibel auf die Veränderung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen reagieren. Zudem könnten Minderheitsaktionäre wichtige Umstrukturierungs- oder Kapitalmaßnahmen nicht mehr mit Klagen verzögern. Die Minderheitsaktionäre, die nur noch 0,9 Prozent an dem Verlag halten, bekommen eine Barabfindung von 60,24 Euro je Aktie. Allein zwölf Aktionäre hatten insgesamt rund 1000 Fragen zur Hauptversammlung eingereicht. KKR hält 47,6 Prozent, Verlegerwitwe Friede Springer und Döpfner je rund 22 Prozent und Enkel von Axel Springer sechs Prozent.