BERLIN (dpa-AFX) - Die Linke hat der Union im Streit um das bevorstehende Ausscheiden des "Wirtschaftsweisen" Lars Feld einen "Glaubenskrieg" vorgeworfen. Der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Fabio De Masi, erklärte am Mittwoch: "Die wirtschaftspolitische Debatte in Deutschland ist manchmal reichlich weltfremd. Gegen die Corona-Krise anzusparen, hätte etwa im totalen Fiasko gemündet. Doch die Union zettelt einen Glaubenskrieg an, weil ein Anhänger der Schuldenbremse, der im internationalen Maßstab eher eine exotische Minderheitenposition vertritt, nach zehn Jahren bei den Wirtschaftsweisen ausscheidet."

Die SPD hatte eine weitere Amtszeit von Feld verhindert, der derzeit Vorsitzender des Sachverständigenrats ist. Felds Amtszeit endet damit Ende Februar. Führende Unionspolitiker attackierten den Koalitionspartner. Die SPD wies die Vorwürfe zurück.

Die FDP will sich im Fall einer möglichen Regierungsbeteiligung nach der Bundestagswahl für eine Rückkehr von Feld in den Sachverständigenrat einsetzen, wie . "Sollte Herr Feld bis zur Bundestagswahl nicht erneut in den Sachverständigenrat berufen worden sein, wird sich die FDP im Fall einer Regierungsbeteiligung mit Nachdruck dafür einsetzen, dass Herr Feld auf seinen Posten zurückkehrt", sagte Fraktionsvize Michael Theurer dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). "Deutschland kann in dieser historischen Wirtschaftskrise nicht auf Felds außergewöhnliche Kompetenz verzichten." Der wirtschaftspolitischer Sprecher der Unionsbundestagsfraktion, Joachim Pfeiffer, sagte dem RND mit Blick auf den SPD-Finanzminister: "Das Spiel von Olaf Scholz ist durchsichtig und völlig inakzeptabel. Damit schadet der Finanzminister Deutschland und der sozialen Marktwirtschaft."

Die Union wollte am Freiburger Ökonom Feld als "Wirtschaftsweisen" festhalten, das wollte die SPD aber nicht. Auf einen Kandidaten der SPD konnte sich die Koalition aber auch nicht einigen. Damit bleibt der Platz von Feld zunächst unbesetzt. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat eigentlich fünf Mitglieder und berät die Politik. Die Experten werden umgangssprachlich auch als die "Wirtschaftsweisen" bezeichnet./hoe/DP/mis