Frankfurt (Reuters) - Nach den Zweifeln an Wirksamkeitsdaten aus einer großen US-Studie mit seinem Corona-Impfstoff hat AstraZeneca eine weitere Analyse nachgelegt.

Diese bescheinigt dem Impfstoff eine 76-prozentige Wirksamkeit gegen symptomatische Covid-19-Erkrankungen, wie der britisch-schwedische Pharmakonzern am Donnerstag mitteilte. Damit liegt die Wirksamkeit nur geringfügig unter den zu Wochenbeginn bekanntgegebenen 79 Prozent. Schwere oder kritische Verläufe würden sogar vollständig verhindert, bekräftigte Astrazeneca. Nach Einschätzung von Experten sollten die Daten dem Unternehmen helfen, Zweifel an der Wirksamkeit des Vakzins und hinsichtlich von Nebenwirkungen zu zerstreuen.

Zu Wochenbeginn hatten Bedenken des vom US-Seuchenexperten Anthony Fauci geführten Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) an den US-Studiendaten für Aufsehen gesorgt. Die US-Behörde hatte erklärt, die am Montag veröffentlichten Studienergebnisse seien womöglich veraltet und nicht vollständig. Laut AstraZeneca stammten sie aus einer Zwischenanalyse, die die bis zum 17. Februar vorliegende Daten berücksichtigte. Diese beruhte auf 141 Infektionen unter 32.449 Studienteilnehmern. Die weitere Analyse basiert nun auf 190 Infektionen, 49 mehr als in der vorherigen Auswertung. Bei Patienten über 65 Jahren war die Wirksamkeit nach der erneuten Analyse sogar höher und betrug nun 85 statt 80 Prozent.

"Die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen schwere Krankheitsverläufe, einschließlich eines Versterbens, bringt AstraZeneca in die gleiche Liga wie die anderen Vakzine", sagte William Schaffner, Experte für Infektionskrankheiten an der medizinischen Fakultät der amerikanischen Universität Vanderbilt. Er rechnet mit einer US-Zulassung des Mittels, das in weltweit mehr als 70 Ländern schon genehmigt ist. Der Covid-19-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer hat Studien zufolge eine Wirksamkeit von 95 Prozent, der des US-Biotechnologiekonzerns Moderna von gut 94 Prozent. Experten verweisen jedoch darauf, dass die Untersuchungen dafür vor dem Auftauchen der neuen, ansteckenderen Virus-Varianten stattfanden.

"Hoffentlich gibt das den Menschen das Vertrauen, dass dieser Impfstoff der richtige ist, um ihn auch in Zukunft weiter zu verwenden", sagte der Infektiologe Paul Griffin von der australischen Universität Queensland. Der Impfstoff von AstraZeneca kämpft vor allem in der Europäischen Union mit Akzeptanzproblemen. Dazu trug auch ein vorübergehender Impfstopp mit dem Mittel in zahlreichen Ländern wegen Berichten über sehr seltene Fälle von Thrombosen bei. Einem Bericht des "Tagesspiegel" zufolge reagieren Hunderttausende Berliner nicht auf ihre Impf-Einladung, Zigtausende Dosen AstraZeneca lägen dort auf Halde. Einer aktuellen Umfrage zufolge lehnt zudem ein Drittel der Dänen eine Impfung mit AstraZeneca ab.