Nürnberg (Reuters) - Trotz branchenspezifischer Betriebsschließungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind die Arbeitslosenzahlen im November in Deutschland stärker gesunken als für die Jahreszeit üblich.

"Das ist für die Umstände erfreulich", sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, am Dienstag in Nürnberg. "Es gibt keine deutliche Zunahme von Entlassungen." Allerdings hätten bis zum 25. November die Betriebe für 537.000 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. Dieser deutliche Anstieg gegenüber Oktober sei mit dem Teil-Lockdown seit Anfang November zu erklären. Betriebe im Gastgewerbe sowie im Kultur- und Freizeitbereich mussten schließen. Auch für Dezember geht die BA nicht davon aus, "dass uns etwas völlig aus dem Ruder läuft".

Im November registrierte die BA 2,699 Millionen Erwerbslose. Das seien 61.000 weniger gewesen als im Oktober, aber 519.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sei um 0,1 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent gesunken. Im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre war im November die Arbeitslosenzahl nur um gut 20.000 gefallen. Saisonbereinigt ging die Arbeitslosenzahl im Monatsvergleich um 39.000 zurück.

SCHEELE: SEIT CORONA-AUSBRUCH KEINE ENTLASSUNGSWELLE

Der Teil-Shutdown im November habe anders als im Frühjahr "nicht die gravierenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt", sagte Scheele. Es seien weniger Branchen betroffen. Kitas und Schulen seien geöffnet, so dass die Menschen zur Arbeit gehen könnten. Weil die Grenzen nicht geschlossen seien, gebe es auch keine Unterbrechungen der Lieferketten. Zudem seien die Hilfen für Betriebe ausgeweitet worden. Seit September beobachte die BA einen Abbau der coronabedingten Arbeitslosigkeit.

"Eine große Entlassungswelle hat es auch bis zum heutigen Tag nicht gegeben", sagte Scheele. "Ohne Kurzarbeit wäre das nicht möglich gewesen." Die Hochrechnungen der BA reichen bis September: In dem Monat seien etwa 2,22 Millionen Beschäftigte noch in konjunktureller Kurzarbeit gewesen. Der Höhepunkt wurde im April mit rund sechs Millionen verzeichnet.

Die Kosten für Kurzarbeit als Folge der Corona-Pandemie haben mittlerweile die Marke von 20 Milliarden Euro übersprungen. Mehr als die Hälfte davon entfiel auf Zahlungen an Arbeitnehmer, die wegen der Zwangspause Lohneinbußen hinnehmen mussten, wie ein BA-Sprecher auf Reuters-Anfrage mitteilte. Rund 8,7 Milliarden Euro seien an Arbeitgeber als Erstattung für Sozialbeiträge geflossen. Voriges Jahr hätten die Ausgaben für Kurzarbeit aus konjunkturellen Gründe bis Ende November 131 Millionen Euro betragen.

Vor allem durch die Kosten der Kurzarbeit gerät die BA in diesem Jahr in ein Defizit, bei dem der Bund mit einem Milliardenbetrag aushelfen muss. Zum Ende des Jahres geht die BA von einem Minus von rund 27 Milliarden Euro aus. Davon kann sie rund 20 Milliarden Euro aus verfügbaren Mitteln ihrer Rücklage decken. Den Rest erhält die Behörde aus Bundesmitteln.