Berlin (Reuters) - Die örtlichen Ableger der Bundesagentur für Arbeit (BA) rechnen mit einer deutlichen Erholung auf dem Arbeitsmarkt, wobei die Zunahme der Beschäftigung nicht Schritt hält mit dem Rückgang der Arbeitslosigkeit.

"Die gegenläufige Entwicklung dürfte zum einen darauf zurückzuführen sein, dass wieder mehr Personen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen können", erklärte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Dienstag. "Zum anderen entwickelt sich das Arbeitskräftepotenzial schwächer als in den Jahren vor der Pandemie." Personen in Weiterbildungsmaßnahmen werden nicht als arbeitslos gezählt, gelten aber auch nicht als Beschäftigte.

In der monatlichen Umfrage des IAB bei den 146 Arbeitsagenturen stieg die Einschätzung zum Rückgang der Arbeitslosigkeit auf einen Rekordwert von 108,8 Punkten. "Die Arbeitsagenturen erwarten weiterhin eine deutliche Erholung am Arbeitsmarkt", sagte Weber. "Aber das Ende der Fahnenstange scheint beim Optimismus erreicht." Die Beschäftigungskomponente ging laut IAB indes erstmals in diesem Jahr leicht zurück auf 105,5 Punkte. Risiken für den Arbeitsmarkt ergäben sich durch eine mögliche vierte Welle der Corona-Pandemie und damit verbundene neue Eindämmungsmaßnahmen. Auch Fachkräfteengpässe gewännen in Teilen der Wirtschaft wieder an Bedeutung.

Derzeit liegen Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit aber noch deutlich über dem Niveau vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Die Arbeitsmarktbilanz für Juli legt die BA am Donnerstag vor. Für den Ferienmonat ist ein Anstieg der registrierten Arbeitslosenzahl um gut 50.000 üblich. Im Juni verzeichnete die Behörde gut 2,6 Millionen Arbeitslose. Daten zur Kurzarbeit lagen nur bis April vor, als rund 2,34 Millionen Beschäftigte Kurzarbeitergeld erhielten.