HOBART (dpa-AFX) - Die Ausweisung neuer Meeresschutzgebiete in der Antarktis und Beratungen über Fischereiaktivitäten im Südpolarmeer sind für Deutschland die zentralen Themen der diesjährigen Konferenz der Antarktis-Kommission CCAMLR. Die Bundesregierung will sich erneut für die Einrichtung des bis heute weltgrößten Meeresschutzgebiets im artenreichen Weddellmeer einsetzen. Jedoch findet die viertägige Tagung der Kommission mit Sitz im australischen Hobart, die am Dienstag gestartet ist, wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nur virtuell und in verkürztem Format statt. Experten befürchten, dass wichtige Entscheidungen weiter aufgeschoben werden.

"Ein Meeresschutzgebiet im Weddellmeer hilft dabei, dieses unberührte und ökologisch wertvolle Gebiet auch künftig vor negativen menschlichen Einflüssen zu schützen und dessen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten", sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums (BMU) der Deutschen Presse-Agentur.

Die Europäische Union hatte den von Deutschland ausgearbeiteten Antrag bereits 2016 bei der Kommission eingereicht - bisher ohne Erfolg. Der Bundestag hatte sich zuletzt einstimmig für die Pläne zum Schutz der 2,8 Millionen Quadratkilometer großen Wassermasse ausgesprochen.

Um das Vorhaben wird seit Jahren gerungen, blockiert wird es von China und Russland. "Da Entscheidungen in der Kommission auf Einstimmigkeit basieren, ist es bisher - zuletzt auf der CCAMLR-Jahrestagung im November 2019 - leider nicht gelungen, den Vorschlag zu beschließen", so der BMU-Sprecher. Dabei spielten geopolitische und wirtschaftliche Interessen eine Rolle - vor allem in puncto Fischerei und Rohstoffe. Beide Länder sprächen sich aktuell auch gegen alle anderen Meeresschutzgebiete in der Antarktis aus.

"Aus unserer Sicht ist es sehr unwahrscheinlich, dass Russland und China ihren jeweiligen Widerstand im Rahmen der CCAMLR-Sitzung aufgeben", sagt auch WWF-Meeresschutzexperte Tim Packeiser. Auch beim Thema Fischereiaktivitäten im Südpolarmeer werde voraussichtlich zumindest Russland möglichen Sanktionen für Vergehen nicht zustimmen. "Aber die Hoffnung auf eine positive Überraschung lebt weiter."

Das "Übereinkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis" wurde 1980 ins Leben gerufen. Der Kommission gehören 25 Mitgliedstaaten und die EU an./cfn/DP/jha