Der Dax stieg am Donnerstag zeitweise auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 13.000,76 Punkten und schloss 0,8 Prozent im Plus bei 13.289,46 Zählern. Der EuroStoxx50 gewann 0,4 Prozent auf 3703,40 Stellen. An der Wall Street markierte der US-Standardwerteindex Dow Jones mit 27.761,02 Punkten das dritte Rekordhoch in vier Tagen.

Auslöser der aktuellen Rally war die Mitteilung der chinesischen Regierung, sie habe sich mit den USA auf eine schrittweise Aufhebung der gegenseitigen Strafzölle geeinigt. "Die Leute hatten bislang bestenfalls auf den Verzicht auf weitere Strafzölle gehofft", sagte Adam Cole, Chef-Anlagestratege für Devisen bei der Investmentbank RBC Capital Markets. Die verschobene Unterzeichnung des geplanten Teil-Handelsabkommens rücke in den Hintergrund, obwohl die Verzögerung ein Hinweis auf größere Differenzen sein könnte, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. "Die Finanzmärkte scheinen beiden Parteien einen Vertrauensbonus geben zu wollen."

ÖL UND KUPFER GEFRAGT - GOLD UND ANLEIHEN UNTER DRUCK

Auch am Rohstoffmarkt waren die Konjunkturoptimisten in der Überzahl. So verteuerte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 1,5 Prozent auf 62,64 Dollar je Barrel (159 Liter). Das wichtige Industriemetall Kupfer kostete mit 5982,50 Dollar je Tonne 1,3 Prozent mehr als am Mittwoch.

Aus der "Antikrisen-Währung" Gold zogen sich Investoren dagegen zurück. Das Edelmetall verbilligte sich um 1,8 Prozent auf 1463,08 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Bundesanleihen flogen ebenfalls aus den Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Vier-Monats-Hoch von minus 0,240 Prozent.

LUFTHANSA IM AUFWIND - HEIDELBERGCEMENT AUF TALFAHRT

Weitere Stimmungsaufheller am Aktienmarkt waren ermutigende Firmenbilanzen, unter anderem von der Lufthansa. Der operative Quartalsgewinn der Fluggesellschaft habe über seinen Erwartungen gelegen, konstatierte DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp. Zugleich steuert der Konzern im Tarifstreit mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO auf eine Schlichtung zu. Die Lufthansa-Aktie stieg um 6,8 Prozent auf 17,26 Euro. Das ist der größte Tagesgewinn seit einem Jahr.

Die Titel von Siemens gewannen 4,9 Prozent. Der Mischkonzern habe zwar einen zurückhaltenden Ausblick geliefert, sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. "Anleger ziehen es aber vor, sich auf den Gewinn zu konzentrieren, der zwölf Prozent über den Markterwartungen lag."

Ein gestiegener Betriebsgewinn überzeugte die Anleger von HeidelbergCement dagegen nicht. Die Aktien waren mit einem Minus von 4,5 Prozent Schlusslicht im Dax. "Der Umsatz lag unter den Erwartungen", sagte ein Börsianer. "Enttäuscht haben außerdem die Aussagen zur Geschäftsentwicklung im Oktober und der Ausblick für das vierte Quartal."

An der Wall Street brachen die Titel von Expedia sogar um gut 26 Prozent ein. Das ist der drittgrößte Kurssturz der Firmengeschichte. Unter anderem wegen steigender Marketing-Kosten blieb der Quartalsgewinn des Online-Reisebüros hinter den Erwartungen zurück. Daran werde sich auch kaum etwas ändern, schrieben die Analysten von der Investmentbank Piper Jaffray. Denn die Suchmaschine Google zeige nur noch bezahlte Links ganz oben in den Ergebnissen an. Aus dem gleichen Grund enttäuschten auch die Zahlen des Konkurrenten Tripadvisor. Die Papiere der Hotel-Suchmaschine stürzten um gut 28 Prozent ab - so stark wie noch nie.