KAIRO (dpa-AFX) - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft der Regierung in Ägypten eine mangelnde Strategie und zu wenig Transparenz beim Kampf gegen das Coronavirus vor. Bei Impfung der Bevölkerung käme es zu Verzögerungen und Rückständen, teilte die Organisation am Dienstag mit. Menschen in informellen Siedlungen und in entlegenen Gebieten sowie Migranten wüssten häufig nicht, dass sie sich impfen lassen können. Skeptiker würden nicht ausreichend aufgeklärt. Zudem sei im März mit Impfung der breiten Bevölkerung begonnen worden, obwohl zu dieser Zeit Millionen Ältere und chronisch Kranke das Vakzin noch nicht erhalten hatten.

In Ägypten, wo mehr als 100 Millionen Menschen leben, wurden seit Beginn der Pandemie rund 280 000 Corona-Infektionen gemeldet. Die Regierung pocht trotz Zweifeln von Kritikern darauf, dass die Zahlen stimmen. Dem Statistikportal "Our World in Data" zufolge wurden im Land bisher etwa drei Prozent der Bevölkerung geimpft (Spitzenreiter Kanada liegt bei etwa 67 Prozent). Ägypten will das Ziel, bis Jahresende 40 Prozent der Bevölkerung zu impfen, auch mit der eigenen Produktion des chinesischen Sinopharm-Impfstoffs erreichen.

Tourismus- und Antikenminister Chalid al-Anani bekräftigte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass die Ägypter inzwischen aufgeklärt seien. "Die Mentalität hat sich in den vergangenen zwei Monaten sehr geändert", sagte Al-Anani mit Blick auf diejenigen, die einer Impfung zögerlich gegenüberstanden. Zu Beginn der Kampagne sei die Skepsis noch verbreitet gewesen, aber jetzt seien die "Terminkalender voll".

Amnesty International beklagte dagegen, dass es mangels einer landesweiten Kampagne etwa mit Plakaten sowie in Radio oder Fernsehen an Bewusstsein fehle. Menschen ohne Zugang zum Internet stünden vor hohen Hürden und bei der Anmeldung zur Impfung in Krankenhäusern gebe es keine einheitlichen Abläufe./jot/DP/men