Wallisellen (awp) - Im Jahr 2021 haben schwere Hagelschauer die Versicherungen auf Trab gehalten - so auch die Allianz Suisse. Jedoch hielt sich der finanzielle Schaden dank Rückversicherungen in Grenzen. Wachstum verspricht sich der neue Chef Ruedi Kubat im Geschäft mit KMU.

Im Juni zogen beinahe täglich Hagelzüge über die Schweiz und verursachten vor allem an Autos beträchtliche Schäden. "Verglichen mit einem normalen Schadenjahr sind bei uns 35'000 zusätzliche Meldungen eingegangen", sagte Ruedi Kubat am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Kubat, der seit vielen Jahren für den deutschen Konzern arbeitet, hatte im Januar von Severin Moser die Leitung des Schweizer Geschäfts übernommen.

In der Hochphase, als reihenweise Hagelschäden angemeldet wurden, sei die Schadenabteilung von Mitarbeitenden aus anderen Bereichen, ehemaligen Angestellten sowie Studenten unterstützt worden, fuhr Kubat fort. Der Sondereffort kam auch kundenseitig an. "Darauf deutet zumindest die hohe Bewertung im "Voice of the Customer"-Tool hin", sagte Kubat.

Das in der Schweiz entwickelte Instrument, das Tripadvisor-ähnlich die Kundenzufriedenheit misst, soll auch in anderen Ländern zum Einsatz kommen. "Wir liegen aktuell mit einer Bewertung von 4,8 von 5 Punkten sehr gut im Rennen", so Kubat.

Rückversicherungen entlasten

Die Sommerunwetter schlugen bei der Allianz Suisse mit brutto 165 Millionen Franken zu Buche. Davon sind laut Finanzchef Stefan Rapp allerdings rund 100 Millionen durch Rückversicherungen aufgefangen worden. Zugleich begünstigten tiefere operative Kosten die Ergebnisentwicklung. So verbesserte sich der für die Profitabilität massgebende Schaden-Kosten-Satz gar leicht auf einen im Branchenvergleich sehr guten Wert von 90,5 Prozent.

Auf Gruppenebene verblieb der operative Gewinn derweil auf hohen 359 Millionen Franken, während der Reingewinn dank Immobilienverkäufen um ein Drittel auf 406 Millionen Franken in die Höhe kletterte. Das Jahr 2021 habe erneut den Beweis geliefert, dass die Allianz Suisse widerstandsfähig sei und ausserordentliche Ereignisse gut bewältigen könne, betonte Rapp.

Auch die zur Messung der Kapitalstärke eines Versicherers verwendete Swiss-Solvency-Quote (SST) sei per Ende 2021 stark angestiegen. Zusätzlichen Kapitalschutz bietet künftig ein im Lebengeschäft abgeschlossener Rückversicherungsvertrag, mit dem Zins- und Langlebigkeitsrisiken abgetreten werden.

KMU bleiben im Fokus

Zurückhaltung hat die Allianz Suisse aus Profitabilitätsüberlegungen beim Wachstum an den Tag gelegt. Das Prämienvolumen der Gruppe nahm im Marktvergleich um leichte 1,0 Prozent auf 3,73 Milliarden Franken zu. Dabei wuchs das Lebengeschäft (+1,7% auf 1,70 Mrd) stärker als das etwas grössere Nichtlebengeschäft (+0,4% auf 2,03 Mrd).

Während etwa in der Motorfahrzeugversicherung die durch Lieferengpässe belasteten Neuwagen-Verkäufe aufs Geschäft drückten, legte die Gruppe im Geschäft mit KMU-Kunden weiter zu. Dort will Kubat auch in Zukunft wachsen. Auch deshalb sei der Ausstieg aus dem Angebot der BVG-Vollversicherung "kein Thema". Vor rund drei Jahren hatte sich Konkurrent Axa aus diesem Geschäft verabschiedet.

Vom Krieg in der Ukraine und mit Blick auf die rigorosen Sanktionen des Westens gegen Russland ist die Anlageseite der Allianz Suisse kaum betroffen. Allerdings habe die Gruppe und ihre Mitarbeitenden eine Reihe von Initiativen zur Unterstützung von Flüchtenden an die Hand genommen, sagte Kubat. So wurde ein Dolmetscher-Service aufgegleist oder der Versicherungsschutz für Haushalte, die Flüchtende aufnehmen, kostenlos erhöht.

mk/rw