Düsseldorf (Reuters) - Aktionärsschützer nehmen angesichts weiterer Verkäufe von Geschäften des Industriekonzerns Thyssenkrupp Vorstandschefin Martina Merz in die Mangel.

"Wir vermissen bis heute eine klare Strategie von Frau Merz. Wohin will sie den Konzern führen?", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Es ist schön, wenn man einen großen Optionsraum für Verkäufe hat." Man müsse sich aber fragen, was nach dem Verkauf des Aufzugs- und nun möglicherweise des Stahlgeschäfts übrig bleibe. Vielversprechend sei das nicht. "Man hat den Eindruck, Thysssenkrupp befindet sich bereits mitten in der Abwicklung."

Merz will den Konzern restrukturieren, auf Profit trimmen und auf die Geschäfte mit dem Werkstoffhandel, Industriekomponenten und Autoteilen fokussieren. Für Bereiche wie den Anlagenbau werden Partner oder Käufer gesucht. Dies sind auch beim Stahl Optionen. Die Sparte schreibt hohe Verluste. Der britische Konkurrent Liberty Steel hatte vergangene Woche angekündigt, das Stahlgeschäft komplett übernehmen zu wollen.

Aktionärsschützer Tüngler sieht darin viele positive Zeichen. Die Unternehmen ergänzten sich gut, was wichtig für den Erhalt von Arbeitsplätzen und eine Zustimmung der Wettbewerbsbehörden sein könne. "Durch den Einstieg von Liberty in den Prozess sind die Karten für Thyssenkrupp besser geworden. Ich glaube, dass das schon preistreibend wirkt." Eine Entscheidung über einen Deal will Tüngler auf breite Schultern stellen. "Da es sich beim Stahlgeschäft um den Kern und zugleich die Seele von Thyssenkrupp handelt, müssen die Aktionäre über einen Verkauf auf einer Hauptversammlung abstimmen."