WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse hat am Dienstag mit deutlichen Kursverlusten geschlossen. Der ATX rutschte um 1,83 Prozent auf 2870,59 Punkte ab. Auch das internationale Börsenumfeld zeigte sich einheitlich im Minus. Marktbeobachter verwiesen vor allem auf die Angst der Anleger vor einer Rezession infolge starker Zinserhöhungen. Mit dem nahenden Entscheid der US-Notenbank Fed an diesem Mittwoch scheuten viele Anleger erneut das Risiko, hieß es weiter.

"Vor der morgigen Fed-Sitzung überwiegt die Hoffnung, dass der Aktienmarkt eine weitere Jumbo-Zinsanhebung um 75 oder gar 100 Basispunkte gut verkraften wird", schrieb Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Die schwedische Notenbank hat bereits mit einem Zinsschritt von einem vollen Prozentpunkt unerwartet stark vorgelegt. Am Donnerstag dürften dann auch die Schweizerische Nationalbank und die Bank of England die Zinsen weiter nach oben schrauben.

Preisdaten aus Deutschland spiegelten den derzeit hohen Inflationsdruck wider. Die Erzeugerpreise erhöhten sich im August mit 45,8 Prozent so stark wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1949. Die Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit einem Anstieg um 36,8 Prozent gerechnet hatten, wurden deutlich übertroffen.

Unter den österreichischen Einzelwerten standen die Aktien von Lenzing mit einem Kursrutsch um 21,8 Prozent im Blickpunkt. Der Faserhersteller setzt seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 aus und begründet dies mit einer drastisch verschlechterten Entwicklung des Marktumfelds im laufenden Quartal, wie am Vorabend bekannt wurde. "Der weitere Verlauf des Geschäftsjahres 2022 kann aufgrund der äußerst geringen Visibilität auf der Nachfrageseite sowie der hohen Volatilität bei den Energie- und Rohstoffkosten nur bedingt eingeschätzt werden", hatte das Unternehmen am Montagabend mitgeteilt.

Klar schwächer zeigten sich die Versorgerwerte. So schlossen Verbund-Titel 3,9 Prozent tiefer, und EVN büßten gut vier Prozent ein. Zu den wenigen Gewinnern zählten hingegen OMV mit einem Kursplus von 0,5 Prozent.

Mit plus 1,2 Prozent gingen die Anteilsscheine von Raiffeisen aus dem Handel. Unter den übrigen Bankwerten mussten Erste Group ein Minus von 1,3 Prozent verbuchen, und Bawag gaben um 1,5 Prozent nach.

Aktien von Marinomed schlossen 4,2 Prozent tiefer bei 59,40 Euro. Die Analysten der Erste Group hatten ihre Kaufempfehlung "Buy" bestätigt, aber ihr Kursziel für die Titel des Biotechnologie-Unternehmens von 127,00 auf 91,70 Euro gekürzt./ger/spo/APA/stw