WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse hat den Handel am Freitag mit einem kräftigen Kursplus beendet. Nach oben gezogen von starken Kursgewinnen bei Erste Group, Andritz und Lenzing sprang der heimische Leitindex ATX um 4,77 Prozent oder 140,80 Punkte auf 3091,54 Einheiten hoch. Der breiter gefasste ATX Prime kletterte um 4,48 Prozent auf 1552,30 Zähler.

Der Wiener Markt performte von Sitzungsbeginn sehr stark und legte vergleichsweise deutlicher zu als die übrigen europäischen Handelsplätze. Auch dort gab es klare Aufschläge zu sehen, Spekulationen auf eine Lockerung der chinesischen Null-Covid-Politik sorgten für allgemeinen Auftrieb. Der am Nachmittag veröffentlichte und im Vorfeld mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht fiel gemischt aus und hinterließ in der ATX-Kurskurve keine nachhaltigen Spuren.

Der ATX knickte nach Bekanntgabe der US-Daten zwar etwas ein, machte den kleinen Absacker aber rasch wieder wett. Die US-Arbeitsmarktdaten fielen gemischt aus und schürten die Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed in Zukunft auf kleinere Zinserhöhungsschritte setzen könnte. Die Arbeitslosigkeit in den USA hat demnach im Oktober zugenommen, die Arbeitslosenquote kletterte von 3,5 auf 3,7 Prozent. Der US-Lohnanstieg hat im Oktober überraschend etwas an Dynamik gewonnen. Zudem hat die US-Wirtschaft deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet.

"Zusammen mit den wenigen anderen harten Oktober-Daten, die bereits veröffentlicht wurden, zeigen die Arbeitsmarktzahlen weiterhin ein deutliches Wirtschaftswachstum an. Das Kriterium der Fed - ein länger anhaltendes Wirtschaftswachstum unter dem langfristigen Trend - ist bisher nicht erreicht. Weitere Zinsschritte sind zu erwarten, auch wenn die Fed angedeutet hat, dass diese wohl kleiner ausfallen als die zuletzt getätigten 75-Basispunkte-Schritte", schreiben die Ökonomen der Commerzbank in einer Reaktion auf die Zahlen.

In Wien standen zum Wochenausklang Ergebnisvorlagen im Scheinwerferlicht. Die Erste Group legte Zahlen zu den ersten drei Quartalen 2022 vor - die Aktien zogen in Reaktion kräftige 10,7 Prozent an und hievten damit auch den Leitindex deutlich nach oben. Das Institut hat nach eigenen Angaben gut verdient, warnt aber vor "zunehmenden Herausforderungen" im kommenden Jahr.

Auch Andritz hat in den ersten neun Monaten 2022 gute Geschäfte gemacht und den Umsatz sowie Gewinn kräftig gesteigert, die Aktien sprangen ebenfalls um 10,7 Prozent nach oben. Die Analysten der Erste Group bewerteten die Ergebnisse als klar über den Erwartungen und verwiesen besonders auf den "sehr positiven" Auftragseingang. Warburg Research bestätigten bereits die Empfehlung "Buy" und bezeichneten die Zahlen für das abgelaufene Jahresviertel als "exzellent".

An der Spitze der Kursgewinner im Prime Market standen jedoch Lenzing, die den Handel um fulminante 17,2 Prozent höher beendeten. Das Unternehmen hatte am Vortag Zahlen gemeldet. Der Faserhersteller hatte seinen Umsatz deutlich gesteigert, während der Periodengewinn vor allem wegen der drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise eingebrochen ist.

Von Analystenseite gab es Neuigkeiten beim Verbund. Die Deutsche Bank hat das Kursziel für die Aktien des heimischen Versorgers von 87 auf 77 Euro gesenkt, die Anlageempfehlung "Hold" blieb unverändert. Die Aktien des Verbund schlossen um 2,5 fester 77,65 Euro./kat/ste/APA/nas