WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse ist zu Wochenbeginn wieder stark unter Druck geraten. Der ATX rutschte am Montag um 3,34 Prozent auf 3388,98 Punkte ab. Im Handelsverlauf hatte es noch deutlichere Verluste gegeben.

Auch das internationale Börsenumfeld zeigte sich angesichts der Eskalation des Kriegs in der Ukraine im Minus, wenn auch weniger stark. Marktbeobachter verwiesen auf die verschärften Sanktionen des Westens gegen Russland und deren mögliche wirtschaftliche Konsequenzen. Die Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine gingen am Abend ohne einen Durchbruch zu Ende.

In der Nacht zum Montag hatte die EU ihre schwerwiegenden Sanktionen gegen die russische Zentralbank in Kraft gesetzt, darunter ein Verbot von Transaktionen mit dem Finanzinstitut. Zudem werden alle Vermögenswerte der Bank in der EU eingefroren. Auch werden russische Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift ausgeschlossen.

In Wien und auch an den anderen europäischen Börsen mussten Bankaktien in Folge herbe Kursverluste verbuchen. Aktien der in der Ukraine und in Russland tätigen Raiffeisen Bank International (RBI) rasselten um gut 14 Prozent nach unten. Als Reaktion auf die Aussagen des Wifo-Chefs Gabriel Felbermayr, der einen Schutzschirm für die Raiffeisen Bank International vorgeschlagen hat, meldete sich am Montag der Bankchef Johann Strobl zu Wort und unterstrich die stabile Lage der russischen Banktochter. "Unsere russische Tochterbank verfügt über eine sehr starke Liquiditätsausstattung und verzeichnet Zuflüsse. Die Kapitalposition ist ebenfalls stark", so Strobl in einer Stellungnahme.

Eine abschließende Einschätzung zu der Lage in den Ländern könne derzeit nicht gegeben werden, da die Sanktionen "fast täglich" ausgeweitet würden, so die Bank. "Sie sind hart und in ihren Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die Realwirtschaft weitreichend. Die Auswirkungen auf die RBI-Gruppe werden analysiert."

Aktien der Erste Group verbuchten ein Minus von 9,5 Prozent. Die vor Handelsbeginn veröffentlichten Ergebnisse des Instituts rückten in den Hintergrund. Die Erste Group hat ihren Gewinn im zweiten Corona-Jahr 2021 mehr als verdoppelt. Die Anteilsscheine der Bawag verloren 2,7 Prozent an Wert.

"Der Ausschluss russischer Banken aus dem Zahlungssystem Swift bleibt nicht ohne wirtschaftliche Folgen für den europäischen Bankensektor", erklärt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank. Ihr Ausschluss aus dem internationalen Zahlungsverkehr bedeute, dass diese Finanzinstitute ihre Verbindlichkeiten gegenüber ihren europäischen Gläubigern nicht mehr begleichen können.

Unter den weiteren Indexschwergewichten büßten OMV knapp acht Prozent an Wert ein. Wienerberger und Andritz schlossen jeweils rund 2,4 Prozent tiefer, während Voestalpine um 1,5 Prozent zulegten.

Klare Kursgewinne gab es europaweit bei Versorgerwerten. Unter den österreichischen Branchenvertretern zogen Verbund um 5,5 Prozent an, und EVN legten 2,5 Prozent zu. Die Diskussion über die Energiesicherheit aus Furcht vor einem Stopp russischer Gaslieferungen trieb die Anleger weiter in Aktien der Branche, hieß es./ger/ste/APA/stw