Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag letztendlich mit klaren Verlusten abgeschlossen. Die Stimmung schwankte nach wie vor zwischen Konjunkturhoffnungen und Corona-Sorgen. Aber wegen der stark steigenden Infektionen mit dem Virus - am Vortag wurden in den USA weitere 50'000 gemeldet - wurde der Risikoappetit der Anleger etwas gedämpft, hiess es am Markt. "Wenn sich dort die Lockdown-Massnahmen weiterhin so mehren, ist das gar nicht gut - weder für die Wirtschaft noch für die Märkte", sagte ein Händler.

Auch Gewinnmitnahmen blieben nicht aus: "Wir sind inzwischen wieder auf einem stolzen Niveau angelangt." Starke Zahlen vom US-Arbeitsmarkt hellten die Stimmung hingegen etwas auf. Ansonsten sprachen Marktteilnehmer von einem eher ruhigen Handel. Es fehlten starke Impulse - auch, weil die Börsen in den USA wegen des dortigen Unabhängigkeitsfeiertags geschlossen blieben.

Der SMI schloss 0,61 Prozent tiefer bei 10'125,84 Punkten. Das Tagestief erreichte der Index kurz zuvor bei 10'110 Punkten. Das Intraday-Hoch am Freitag lag am Morgen noch bei ganzen 100 Stellen mehr. Für die zu Ende gehende Woche ergab sich ein Plus von 0,8 Prozent.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor auf Tagessicht 0,41 Prozent auf 1'523,37 Punkte und der breite SPI 0,53 Prozent auf 12'521,87 Zähler. 19 Verlierer im SLI kamen auf neun Gewinner und zwei unveränderte Titel.

Den Markt belastet haben deutliche Abgaben in den drei Schwergewichten Roche (-1,2%), Novartis (-0,8%) und Nestlé (-0,6%). Roche und Nestlé gehören aber zu den wenigen SMI-Gewinnern im bisherigen Jahresverlauf.

Zu den grössten Verlierern gehörten am Freitag zum Schluss auch Logitech (-1,0% auf 60,98 Fr.). Konzernchef Bracken Darrell hatte jüngst knapp 167'000 Aktien im Wert von gut zehn Millionen US-Dollar verkauft, die er über Optionen aus einem Beteiligungsprogramm erhalten hatte. Insider-Transaktionen gelten vielfach als Hinweis dafür, wie sich das Geschäft einer Firma entwickeln könnte. "Doch in diesem Fall dürfte der CEO ganz einfach Kasse gemacht haben", kommentierte ein Händler. Logitech gewannen seit Anfang Jahr trotz Corona-Crash ein Drittel hinzu.

Grössere Einbussen erlitten zudem Sonova (-1,6%), Sika und Geberit (je -1,0%). Der Sanitärtechnik-Konzern will nach dem Wochenende den Halbjahresumsatz veröffentlichen. Analysten vermuten einen Umsatzrückgang im zweistelligen Bereich.

Auf der Gegenseite zogen die stets volatilen AMS (+3,1%) bis zum Schluss kräftig an. Auch standen einmal mehr die Aktien des langjährigen Börsenlieblings, des Pharmazulieferers Lonza (+1,1%), mit an der Spitze. Die Aktien hätten sich seit Mitte April um etwa 20 Prozent besser entwickelt als der Branchenindex, kommentierten Analysten von Goldman Sachs. Dies sei nicht zuletzt der defensiven Natur des Unternehmens zu verdanken, das sich als standhafter in den volatilen Zeiten erwiesen habe.

Mit den Aktien von Vifor (+0,6%) und Alcon (+0,1%) avancierten weitere Werte aus dem defensiven Bereich. Ebenfalls unter den Gewinnern zu finden waren die Technologiewerte Temenos (+1,4%).

Am breiten Markt vollzogen indes Zur Rose (+8,3% auf 286 Fr.) einen Kurssprung. Auslöser war ein Entscheid in Deutschland, durch den die elektronische Rezeptausstellung ab 2022 verpflichtend wird - laut Jefferies eine sehr "bullishe" Nachricht für Online- und Versandapotheken. Am Abend zuvor hatte zudem Baader Helvea die Kaufempfehlung für Zur Rose bestätigt und das Kursziel auf 320 Franken erhöht.

Des weiteren fielen Cosmo (+7,5%) positiv auf, nachdem das Biopharmaunternehmen von der US-Gesundheitsbehörde eine Zulassung für das Mittel Byfavo erhalten hatte. Interroll gewannen 3,4 Prozent. Denn der Logistikanbieter kann sich über einen Auftrag in den USA freuen.

Die Anteile von Leonteq (-2,7%) brachen dagegen den Höhenflug der vergangenen Tage ab. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach dem guten Lauf der vergangenen Tage.

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