Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag einen wenig bewegten Handel erlebt. Die belasteten amerikanisch-chinesischen Beziehungen haben die Märkte etwas zurückgehalten. Aufgrund des Feiertags "Thanksgiving" in den USA blieben Impulse auch von der anderen Seite des Atlantiks aus. Nachdem der SMI am Mittwoch erneut einen Rekordstand erreicht hatte, blieb der Leitindex am Donnerstag unter der Bestmarke. Die Kursspanne war mit rund 20 Punkten sehr eng.

Die Zurückhaltung begründeten Börsianer mit den Hongkong-Gesetzen, die US-Präsident Donald Trump am Vortag unterzeichnet hatte. Mit ihnen soll die Demokratiebewegung in der chinesischen Sonderverwaltungszone unterstützt werden. Peking reagierte umgehend, bestellte den US-Botschafter ein und übte scharfe Kritik am Vorgehen Washingtons. Damit könnte sich nun auch der Abschluss des ersten Teils eines Handelsabkommens zwischen den beiden Wirtschaftsmächten hinauszögern, sagten Marktbeobachter. Hierzulande hat derweil das Wirtschaftswachstum positiv überrascht und sich im dritten Quartal leicht beschleunigt.

Der SMI schloss unverändert auf 10'529,14 Punkten. Von seinem Rekordhoch (10'544) war er damit rund 15 Punkte entfernt. Der 30 Werte zählende SLI gab um 0,03 Prozent auf 1'617,65 Zähler nach und der umfassende SPI gewann wiederum 0,04 Prozent auf 12'719,74 Punkte. Von den 30 SLI-Titeln schlossen 14 im Plus, 15 im Minus und einer (Zurich) unverändert.

Auch bei den Blue Chips wiesen nur wenige Einzelwerte grössere Ausschläge auf. Angeführt wurde die Gewinnerliste von AMS (+2,6%) und Logitech (+0,9%). AMS hatte am Mittwoch nochmals für sein Angebot an die Osram-Aktionäre geworben, dabei aber eine Nachbesserung ausgeschlossen.

Bei den Finanzwerten zeigte sich ein uneinheitliches Bild. So gehörten Partners Group (+0,9%), Julius Bär, Swiss Re (je +0,6%) und Swiss Life (+0,4%) zu den Gewinnern. Gleichzeitig waren die Aktien der beiden Grossbanken CS (-0,3%) und UBS (-0,2%) unter den Verlieren zu finden. So hatten sich etwa Barclays-Analysten eher zurückhaltend zu den beiden Grossbanken und deren Engagement in China geäussert. Nach Ansicht weiterer Akteure dürfte auch die Entscheidung des Bundesrates über die Eigenmittelvorschriften vom Mittwoch noch nachgewirkt haben.

Etwas Stütze kam von Roche und Novartis (je +0,3%), während sich Nestlé (-0,1%) leicht abschwächten. Zu Roche und Novartis gab es Meldungen, dass die Pharmariesen in China grosse Preisnachlässe auf ihre Medikamente gewähren müssten. In der Schweiz wird Novartis für die Zelltherapie Kymriah nicht den Listenpreis erhalten. In Stein hat der Konzern die Produktionsstätte für diese Therapie eröffnet.

Grössere Abgaben wiesen Alcon (-1,1%), Temenos (-1,0%), Sika (-0,9%) und Adecco (-0,7%) auf. Für Alcon hat Kepler Cheuvreux das Kursziel gesenkt. Die Aktien der beiden Uhrenhersteller Richemont (-0,4%) und Swatch (-0,1%) zeigten sich durch die anhaltenden Unruhen in Hongkong und die unklare Situation nach den neuen US-Gesetzen eher belastet.

An breiten Markt zeigten Obseva (+31%), Achiko (+18%), Wisekey (+14%) oder Kudelski (+8,8%) kräftige Kurssprünge. Wisekey kann voraussichtlich ab 4. Dezember seine American Depositary Shares (ADS) an die Nasdaq bringen. Achiko meldete nachbörslich eine Kooperation mit der Hypo Lenzburg.

Schmolz + Bickenbach (+5,0%) erholten sich etwas von den Vortagesverlusten. Der kriselnde Stahlhersteller erhielt Rückendeckung für seine Position im Streit mit der Übernahmekommission (UEK). Nachdem bereits am Mittwoch der Verband Swissmem und der Luzerner Regierungsrat dafür plädiert hatten, die Ausnahme von der Übernahmepflicht bei der geplanten Kapitalerhöhung zu genehmigen, haben sich am Mittwoch auch eine Reihe von Parlamentariern aus National- und Ständerat der Argumentation des Unternehmens angeschlossen.

Bei Stadler (-1,1%) gab es eine Ratingsenkung durch Exane BNP. Schwächer schlossen auch Kuros (-5,2%), The Native (5,0%), Hiag oder Vetropack (je -4,1%). Letztere ebenfalls nach einer Bewertungsabstufung durch Research Partners.

yr/jb