Zürich (awp) - Nach anfänglichen Verlusten ist der Schweizer Aktienmarkt am Dienstag auf Erholungskurs gegangen. Starke Zahlen der US-Grossbanken JPMorgan und Citi zogen auch die Schweizer Bankaktien nach oben. Hinzu kam, dass sich die defensiven Schwergewichte von ihren Tagestiefständen lösten. Darüber hinaus kamen Impulse aus Amerika, wo der Dow Jones-Index die Rekordjagd fortsetzte. Hoffnungen auf eine Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China verliehen Auftrieb. Die Entscheidung der USA, China nicht länger als Währungsmanipulator einzustufen, gebe Zuversicht auf eine Annäherung der beiden Wirtschaftsmächte, sagten Händler.

Am (morgigen) den Mittwoch soll das lang ersehnte erste Handelsabkommen unterschrieben werden. Allerdings dürfte der Löwenanteil der strittigen und deshalb noch immer nicht gelösten Punkte noch vor den Verhandlungspartnern liegen. "Und somit ist nach der Unterschrift auch gleichzeitig vor der nächsten Unterschrift", kommentierte ein Analyst. Die Investoren wollten jetzt den genauen Wortlaut des Phase-1-Handelsvertrages erfahren und Fortschritte sehen. Dann dürften sich die Börsen schnell auf die zweite Phase konzentrieren.

Der SMI beendete den Handel mit einem Plus von 0,31 Prozent bei 10'655,82 Punkten aus dem Handel. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte beinhaltet, legte um 0,48 Prozent auf 1'645,25 Punkte zu und der breite SPI um 0,29 Prozent auf 12'894,36 Zähler. Im SLI standen sich 23 Gewinner und sieben Verlierer gegenüber.

Die Phalanx der Gewinner führten Alcon an (+2,4%), nachdem der Augenheilmittelkonzern am Morgen noch im Minus gelegen hatte. Da dürften Investoren im ihre Shortpositionen decken, sagte ein Händler: "Alcon war einer der grossen Lieblinge der Shorties. Jetzt gibt es eine Gegenbewegung."

Die Bankaktien CS (+1,3%), UBS (+1,1%) und Julius Bär (+0,8%) stiessen allesamt in die Pluszone vor, nachdem sie am Morgen noch im Minus gewesen waren. Überraschend starke Quartalszahlen der US-Grossbanken JPMorgan und Citi hätten europaweit den Finanztiteln Rückenwind verliehen, sagten Marktteilnehmer. Die Investmentbank JPMorgan hatte dank guter Geschäfte mit Anleihen und weniger faulen Krediten einen Rekordgewinn gemeldet. Auch Citi verdiente dank Zuwächsen im Investmentbanking und Kreditgeschäft sowie niedrigerer Steuern besser.

Gesucht waren auch die Zykliker Sika (+1,7%), Schindler (+1,5%), Richemont und Swatch (je +1,2%). Marktteilnehmer sprachen von Sektorrotation zulasten der defensiven Werte.

Die defensiven Schwergewichte fanden sich denn auch alle auf den hinteren Rängen der Tabelle: Während Novartis (+0,2%) noch leicht zulegen konnte, waren Nestlé (-0,1%) und Roche (-0,3%) Klötze am Bein des SMI. Auch Lonza (-0,6%) zeigten Einbussen. Lonza hätten in den beiden Handelstagen zuvor einen Lauf gehabt, sagte ein Händler. Jetzt gehe es halt wieder nach unten.

AMS, die noch am Morgen die Spitze der Gewinner angeführt hatten, stiessen nach einem Taucher in die Minuszone wieder ins Plus vor (+0,9% auf 43,99 Franken). Die Titel des österreichischen Halbleiterherstellers profitierten von den Zahlen des Konkurrenten Dialog Semiconductor, die am oberen Rande der Erwartungen ausgefallen waren. Allerdings konnten AMS wegen Gewinnmitnahmen das Tageshoch von 44,14 Franken nicht halten.

Auf der anderen Seite standen bei den Verlierern Temenos (-2,1%) und Logitech (-1,0%) zuoberst. Händler verwiesen bei Temenos bereits am Vortag auf einen kritischen Bericht des auf kurzfristige Strategien spezialisierten Hedgefonds Shadowfall.

Den Logitech-Aktien wiederum wird ihr eigener Erfolg zum Belastungsfaktor. Händler machten vor allem Gewinnmitnahmen für das Minus verantwortlich. Dazu passt auch, dass JPMorgan die Titel aus Bewertungsgründen auf "Neutral" abgestuft hat.

Im breiten Markt kamen Bossard (-9,4%) unter die Räder. Der Industriezulieferer hat mit seinen Umsatzzahlen im 2019 die Erwartungen der Analysten nicht ganz erfüllt. "Wenn Firmen die Erwartungen nicht erfüllen können, werden sie abgestraft", sagte ein Händler.

Ganz anders ging es der BKW-Aktie, die einen Kurssprung hinlegte (+8,3%) und der grösste Gewinner an der Schweizer Börse war. Grund dafür ist die Anhebung der Gewinnprognose des Energiekonzerns.

jb/uh