Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die verkürzte Woche am Freitag deutlich im Minus beendet. Die Stimmung an den Märkten weltweit wurde von den politischen Spannungen zwischen den USA und China belastet. Der hiesige Aktienmarkt habe zudem noch die Abschläge der an Auffahrt geöffneten Börsen in den USA und weiteren Ländern nachvollzogen, hiess es.

Neben den Befürchtungen um eine erneute Eskalation im Handelsstreit USA-China sorgten zudem die Pläne der chinesischen Führung für ein neues Sicherheitsgesetz für die Sonderverwaltungszone Hongkong für Unruhe an den Finanzmärkten. Damit könnte es zu neuen Unruhen in der ehemaligen britischen Kolonie kommen, hiess es.

Der SMI schloss am Freitag um 1,04 Prozent im Minus bei 9'688,99 Zählern. Für die Gesamtwoche resultierte damit trotzdem noch ein klarer Anstieg von 2,2 Prozent. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, verlor am Freitag 1,12 Prozent auf 1'423,75 Punkte, während der breite SPI um 1,06 Prozent auf 12'083,85 Punkte sank. Von den 30 SLI-Titeln schlossen 25 im Minus, vier im Plus und einer (SGS) unverändert.

Unter Druck standen die Luxusgüterwerte Richemont (-4,2%) und Swatch (-1,5%), für die China und Hongkong wichtige Absatzmärkte sind. Die Analysten der Credit Suisse hatten am Donnerstag zudem das Kursziel für die Richemont-Aktien gesenkt und ihr Rating "Underperform" bekräftigt. Die Rückkehr zu einer Profitabilität wie vor der Krise werde wohl einige Zeit in Anspruch nehmen, hiess es im Kommentar.

Deutliche Abschläge gab es zudem für die Grossbankentitel CS (-3,1%) und UBS (-2,4%) ebenso wie für die Aktien der Privatbank Julius Bär (-2,9%). Auf Wochensicht konnten die Bankenwerte allerdings dennoch klar vorrücken, nachdem sie in der ersten Wochenhälfte unter anderem von einem überraschend starken Zwischenbericht von Julius Bär profitiert hatten.

Stark belastet wurden die Indizes von den deutlichen Kursabschlägen des Börsenschwergewichts Nestlé (-1,9%). Etwas weniger stark fielen die Abgaben bei den schwergewichtigen Titeln des Pharmakonzerns Novartis (-0,9%) aus, während Roche (-0,2%) nur leicht im Minus aus dem Handel gingen. Roche kündigte am Freitag die Übernahme des auf DNA-Sequenzierung spezialisierten US-Unternehmens Stratos Genomics zu einem nicht genannten Preis an.

Abschläge gab es auch für die volatilen AMS (-2,7%) sowie für Sonova (-1,8%). Eine geringe Kurszielerhöhung durch Berenberg für die Aktien des Hörgeräteherstellers vermochte den Titel kaum zu stützen, zumal das Institut die Einstufung auf "Hold" beliess. Deutlichere Abschläge gab es auch für typische Zykliker wie LafargeHolcim und Adecco (je -1,5%) sowie ABB (-1,3%).

Die Titel des Warenprüfkonzerns SGS gingen unverändert aus dem Handel. Neue Umsatzzahlen des Konkurrenten Intertek liessen hoffen, dass die Auswirkungen der Corona-Krise in diesem Sektor nicht so schlimm seien wie befürchtet, hiess es bei der ZKB.

Kursgewinne gab es auch für Zurich (+0,3). Die Analysten von Goldman Sachs bestätigten am Freitag ihre Kaufempfehlung für die Titel des Versicherungskonzerns. Zu den wenigen Gewinnern im SMI/SLI zählten die Aktien des Pharma-Zulieferers Lonza (+0,5%), der wegen der Herstellung eines möglichen Covid-19-Impfstoffs in den medialen Fokus geraten war, sowie des Bauchemie-Konzerns Sika (+0,7%).

Am breiten Markt gaben Stadler Rail nach dem überraschenden Abgang des CEO um 3,3 Prozent nach. Die Mischung aus Chef-Abgang und Aussetzen der Guidance erhöhe die Unsicherheit über die Umsetzung des Auftragsbestands und die strategische Richtung, hiess es bei Analysten.

Mit Abgaben gingen auch Sulzer (-1,8%) aus dem Handel. Der CEO des Industriekonzerns betonte im Interview mit der AWP, dass der Markt die Abhängigkeit Sulzers vom Ölpreis überschätze.

Deutlich nach oben ging es dagegen mit den Aryzta-Aktien (+8,5%). Beim angeschlagenen Backwarenhersteller, der am kommenden Dienstag Zahlen vorlegen wird, fordern Aktionäre einen totalen Umbau des Verwaltungsrats. Aryzta soll sich nun "stärker fokussieren", die Komplexität der Gruppe müsse deutlich reduziert werden

tp/mk