Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat zum Ende einer bewegten Handelswoche nochmals zugelegt und fester geschlossen. Der Leitindex SMI rückte am Freitag nach einer verhaltenen Eröffnung erstmals seit Juli wieder über die Marke von 10'400 Punkte vor und nahm gegen Handelsende gar noch Kurs auf die Schwelle von 10'500 Stellen. Kräftige Unterstützung erhielt der Index von den Pharma-Schwergewichten und einigen Zyklikern, während vor allem Banken unter Druck standen. Die Woche schloss der SMI mit einem Plus von 2,8 Prozent ab.

Von einer Rückkehr zum Aufwärtstrend wollten Händler trotz dem guten Abschneiden in dieser Woche nicht sprechen. Nach wie vor gebe es zu viele Unsicherheitsfaktoren, als dass der Weg nach oben frei wäre. Sorgen bereiteten die festgefahrenen Brexit-Verhandlungen, der anhaltende US-chinesische Handelsdisput, die weiter grassierende Corona-Pandemie oder die Frage, ob die Korrektur am Techsektor bereits ausgestanden ist. Auf der Gegenseite werden die offenen Geldschleusen der Notenbanken weiter als Haupttreiber für steigende Aktienkurse gesehen. Daran dürfte sich Händlern zufolge erstmal auch nichts ändern.

Am Freitag gewann der SMI 0,50 Prozent auf 10'439,52 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 0,46 Prozent auf 1'583,93 und der breite SPI um 0,42 Prozent auf 12'944,12 Punkte. Den 19 Gewinnern standen am Ende im SLI zehn Verlierer gegenüber. Swiss Re gingen unverändert aus dem Geschäft.

An der Spitze der Schweizer Blue Chips standen am Ende Richemont (+2,9%). Da LVMH den US-Rivalen Tiffany nun wohl doch nicht übernimmt, sei Richemont ins Blickfeld der Spekulanten gerückt, hiess es. Mit einer Kaufavance auf den Genfer Schmuck- und Uhrenkonzern rechne zwar kaum jemand, doch bringe der Rückzug von LVMH Fantasie in den Sektor. Zudem hätte Tiffany unter dem Dach des französischen Konzerns zu einem schlagkräftigen Konkurrenten in dem für Richemont wichtigen Schmuckgeschäft heranwachsen können.

Von der guten Stimmung im Luxusgütersektor profitierten auch die Inhaberaktien des Bieler Uhrenkonzerns Swatch, die 2,5 Prozent zulegten. Gefragt waren an der Börse zudem der Personalvermittler Adecco oder der Sensorenhersteller AMS (je +1,7%). Bei AMS verwiesen Händler auf ermutigende Signale mit Blick auf die künftige Entwicklung beim angeschlagenen Lichtkonzern Osram. AMS hält über 70 Prozent an Osram und will die Münchner noch in diesem Jahr einverleiben.

Am meisten Rückenwind erhielt der SMI allerdings vom Gesundheitssektor, wo Novartis und Roche um 0,9 Prozent beziehungsweise 0,6 Prozent zulegten und Vifor Pharma 1,5 Prozent dazugewannen. Sowohl Novartis als auch Roche haben zuletzt gute Nachrichten zur Pipeline im Bereich Multiple Sklerose (MS) geliefert. Kurz vor Handelsende präsentierte Novartis anlässlich eines über das Wochenende stattfindenden MS-Fachkongresses positive Studiendaten zu den MS-Mitteln Kesimpta und Mayzent.

Fester schlossen etwa auch LafargeHolcim (+1,2%), die von guten Zahlen des Konkurrenten Cemex und eine Kurszielerhöhung der UBS angetrieben wurden. Auch Titel wie Sonova (+1,9%) oder Givaudan (+0,8%) waren weit vorne in der Tabelle zu finden.

Auf der Gegenseite gaben die Bankentitel der Credit Suisse (-0,7%), der UBS (-0,8%) und von Julius Bär (-1,1%) gegen den Markttrend nach. Sie zählten wie ABB oder Schindler (beide -0,4%) zu den wenigen Verlierern unter den Blue Chips.

Am breiten Markt schossen Aryzta um 12 Prozent hoch, nachdem der angeschlagene Backwarenkonzern Übernahmeverhandlungen mit der Investmentfirma Elliott des US-Milliardärs Paul Singer bestätigt hatte. Mit +5,3 Prozent und +4,6 Prozent legten die Papiere von Medartis und Schmolz+Bickenbach ebenfalls stark zu

Dagegen brachen die Aktien von Kuros um 7,6 Prozent ein. Das Biotech-Unternehmen plant, das Aktienkapital zu erhöhen. Es hatte vor nicht einmal einem Jahr letztmals um frisches Geld gebeten.

mk/tp