Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt zeichnet sich am Freitagvormittag ein versöhnlicher Wochenausklang ab. Dabei erhält der Leitindex SMI vor allem von den beiden Pharmaschwergewichten Roche und Novartis Rückenwind. Ab Mittag könnte der Handel dann allerdings etwas volatiler werden, denn ab dann verfallen die ersten Futures und Optionen. An diesem Freitag ist nämlich grosser Verfall an den Terminbörsen, der "Hexensabbat". Wie Händler erklären, ist durch den starken Anstieg an privaten Tradern zuletzt ein sehr hohes Volumen an Optionsabsicherungen hinzugekommen. Ein Grossteil dieser Optionen verfalle am heutigen Handelstag.

Generell sei das Marktgeschehen derzeit aber eher durch eine gewisse Vorsicht geprägt, heisst es im Handel. Die Unsicherheit vor den US-Wahlen mache sich ebenso bemerkbar wie die steigenden Corona-Fallzahlen und die daraus resultierenden möglichen wirtschaftlichen Folgen. Vor diesem Hintergrund sei auch die Tatsache, dass sich die beiden politischen Lager in den USA nicht auf ein weiteres Konjunkturpaket einigen können, eher ein Bremsfaktor.

Der SMI gewinnt gegen 11.20 Uhr um 0,59 Prozent hinzu auf 10'581,39 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,35 Prozent auf 1'601,40 und der breite um SPI 0,64 Prozent auf 13'123,04 Punkte. Von den 30 SLI-Titeln gewinnen 16 hinzu, zwölf geben nach und Kühne+Nagel sowie Clariant sind unverändert.

Dass der Markt sich klar gegen den allgemeinen Trend der europäischen Börsen stemmt, verdankt er vor allem den Aufschlägen der beiden Pharmawerte Roche (+2,1%) und Novartis (+1,8%). Dabei hat Roche mit gleich zwei Corona-Meldungen einen positiven Akzent gesetzt. Der Konzern hat in einer Studie die Wirksamkeit eines Mittels bei der Behandlung von coronabedingter Lungenentzündung gemeldet und die Lancierung eines Corona-Antikörper-Tests.

Mit Lonza (+1,4%) und Vifor (+1,2%) sind noch zwei weitere Vertreter der Gesundheitsbranche gesucht. Vifor hatte am Morgen mitgeteilt, seine Tochter OM Pharma für 435 Millionen Franken an die Optimus Holding zu verkaufen, ein vom ehemaligen Vifor-Chef Etienne Jornod mitgegründetes Unternehmen.

Für die Vifor-Aktien zeichnet sich damit für den letzten Handelstag der Titel im SLI ein versöhnlicher Ausklang ab. Ab kommenden Montag werden sie durch Straumann (+0,1%) ersetzt.

Noch deutlicher fallen die Kursbewegungen bei den beiden SMI-Tauschkandidaten Partners Group (+4,2%) und Adecco (-3,0%) aus. An Montag werden Adecco nämlich durch Partners Group im Leitindex ersetzt.

Darüber hinaus fallen Dormakaba (-0,7%), die Namenaktien von Swatch (-0,4%) und Bucher (+0,4%) aus dem SMIM und werden ab Montag durch SIG Combibloc (+1,7%), Galenica (+1,1%) und Cembra (+0,4%) ersetzt.

Während in den USA die Kursverluste der Technologieaktien am Vortag noch massgeblich das Marktgeschehen der Wall Street beeinflusst hatten, setzen sich die hiesigen Titel von den Vorgaben ab. Logitech, AMS und Temenos gewinnen zwischen 1,0 und 0,3 Prozent hinzu.

Erneut leichter sind dagegen die Anteilsscheine der beiden Grossbanken CS (-1,3%) und UBS (-1,1%). Sie folgen damit ihren europäischen Konkurrenten. Der entsprechende Branchenindex weist mit die grössten Abgaben auf. Aber auch Versicherer wie Swiss Re (-1,2%) oder Swiss Life (-0,3%) sind auf der Verliererliste zu finden. Sie hatten schon am Donnerstag Federn gelassen. Händler machen dafür auch die Aussicht auf ein auf Jahre anhaltendes Niedrigzinsumfeld verantwortlich.

Die Aktien vom Spezialchemiekonzern Clariant (unv.) hinken dem Markt zwar hinterher, werden von Händlern aber verstärkt beäugt. Denn nachdem der Finanzinvestor Apollo ein Interesse am deutschen Rivalen Covestro nachgesagt wird, könnte dies durchaus Übernahmefantasien entfachen.

Zu stärkeren Bewegungen kommt es vor allem aber im breiten Markt. Hier profitieren etwa Valora mit +6,2 Prozent von einer Hochstufung durch die ZKB. Die Aktien der Versandapotheke Zur Rose fallen ebenfalls mit Kursgewinnen von annähernd 4 Prozent positiv auf.

Zu den Schlusslichtern zählen dagegen einmal mehr die beiden Vertreter der Reisebranche. Sowohl Flughafen Zürich als auch Dufry fallen um jeweils 2,8 Prozent. Die steigenden Corona-Zahlen belasten die ohnehin bereits gebeutelte Branche europaweit.

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