Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt zeigt sich am Montagvormittag sehr fest. Die politischen Turbulenzen, die US-Präsident Trump mit seiner nachträglichen Absage an die am G7-Gipfel gefasste Resolution ausgelöst hat, vermögen die europäischen Aktien nicht zu bremsen. Vielmehr hat der SMI nach vier Wochen mit Verlusten zu einer Gegenbewegung angesetzt, welche von den zuletzt arg gerupften Banken angeführt wird. Solange sich keine breite konjunkturelle Verschlechterung abzeichne oder die Inflationsrisiken deutlich anstiegen, dürften die Aktienmärkte höchstens temporäre Schwächephasen durchlaufen, heisst es in diesem Zusammenhang in einem Kommentar der ZKB. Das Potential nach oben sei aber ebenfalls bescheiden.

Der Fokus der Investoren ist nun bereits auf den Gipfel zwischen Trump und dem Chef von Nordkorea, Kim Jong Un, vom Dienstag gerichtet, von dem man sich zumindest weiteres Tauwetter für die unterkühlte Beziehung verspricht. Auf wirtschaftlicher Ebene rücken bereits die in der laufenden Woche anstehenden Sitzungen der Notenbanken der USA und der Eurozone ins Blickfeld. Angesichts der jüngsten Nachrichtenlage aus der US-Wirtschaft scheint eine weitere Zinserhöhung durch das Fed nicht mehr so sicher wie auch schon. Und von der EZB erhoffen sich die Marktteilnehmer, dass erstmals ein konkreter Fahrplan für den Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes thematisiert werden könnte.

Der Swiss Market Index (SMI) verzeichnet um 10.40 Uhr ein Plus von 0,88 Prozent und steht bei 8'587,37 Punkten, wobei vorübergehend die Marke von 8'600 überschritten wurde. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) rückt um 0,92 Prozent auf 1'439,4 Punkte vor und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,85 Prozent auf 10'338,16 Punkte. Bis auf Aryzta stehen alle Bluechips im Plus.

Am deutlichsten gesucht sind die Grossbanken, wobei CS (+2,2%) noch einen Tick höher stehen als UBS (+2,0%). Beide büssten über die vergangenen vier Wochen insbesondere wegen der Befürchtungen um Italien und eine mögliche neue Eurozonenkrise stetig an Terrain ein. Die heutige Erholung wird in Börsenkreisen denn auch mit einer Beruhigung der Märkte mit Blick auf den Kurs der neuen italienischen Regierung begründet.

Demgegenüber schreiben Marktteilnehmer dem Scheitern der Vollgeldinitiative vom Vortag nur geringe Wirkung zu. "Die Umfragen im Vorfeld hatten ein solches Ergebnis erwarten lassen", sagte ein Händler.

Sika ziehen mit einem Plus von 1,9 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich an. Der Titel erhält von positiv gefärbten Aussagen des Verwaltungsratspräsidenten Paul Hälg in einem Interview vom Wochenende etwas Rückenwind.

Dahinter finden weitere Finanzaktien wie Swiss Re (+1,2%), Swiss Life und Bâloise (je +1,1%) oder Julius Bär (+0,9%) ebenfalls Zuspruch.

Gestützt wird der Gesamtmarkt auch von den starken Nestlé (+1,0%), während die beiden Pharmaschwergewichte Roche (+0,7%) und Novartis (+0,4%) knapp hinter dem SMI zurückbleiben. Roche hatte am Freitagabend über die US-Zulassung für das Medikament Venclexta in der Kombination mit Rituxan zur Behandlung zweier Leukämie-Krankheiten berichtet.

Im breiten Markt notieren EFG (+3,7%) klar fester, nachdem der Vermögensverwalter Änderungen in der Organisation der Gruppe bekanntgegeben hat. Diese werden in einem ersten Kommentar von Baader Helvea positiv beurteilt. Gleichzeitig verweist der Broker auf die günstige Bewertung von EFG.

Die Avancen von Idorsia (+1,0%) bewegen sich im Rahmen des Gesamtmarktes. Das Biotechunternehmen hat am Morgen über den Start einer zulassungsrelevanten Studie der klinischen Phase III mit dem Wirkstoff Nemorexant berichtet. Der Produktkandidat soll zur Behandlung von Schlaflosigkeit eingesetzt werden.

News gab es zudem zu den beiden bevorstehenden Börsengängen des Industrieunternehmens Klingelnberg und der im Bereich Luxusgüter tätigen Lalique. Die Klingelnberg-Aktien sollen am 20. Juni erstmals an der SIX Swiss Exchange gehandelt werden, jene von Lalique am 25. Juni.

cf/rw