Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstagvormittag etwas deutlicher ins Minus gerutscht. Der SMI verlor dabei die Marke von 10'000 Punkten aus dem Auge und näherte sich zeitweise der Schwelle von 9'900 Zählern. Die Covid-Ängste seien omnipräsent, meinen Händler. Deshalb würden viele Marktteilnehmer nach dem montäglichen Kursrutsch an diversen Handelsplätzen Gewinne mitnehmen oder zumindest an der Seitenlinie verharren.

Sollte diese Entwicklung noch länger anhalten, sei auch ein eigentlicher Ausverkauf im Bereich des Möglichen, sagt ein skeptischer Händler. "So oder so wird sich Stimmung wohl erst grundlegend ändern, wenn ein Impf- oder Wirkstoff gegen das Virus auf den Markt kommt", fügte er an. Im Fokus ist abgesehen davon am Berichtstag das Schwergewicht Novartis, nachdem der Pharmakonzern Zahlen vorgelegt hat.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr 0,31 Prozent tiefer bei 9'955,14 Punkten. Das bisherige Tageshoch wurde unmittelbar nach Handelsbeginn bei 10'000,56, das Tagestief dann eine gute Stunde später bei 9'916,25 Stellen markiert. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, verliert 0,39 Prozent auf 1'533,92 und der umfassende SPI 0,36 Prozent auf 12'391,55 Zähler. 24 der 30 SLI-Werte geben nach.

Dass die Stimmung nervös ist, lässt sich auch am Angstbarometer der Börse - dem SMI Volatilitätsindex - ablesen, der auf hohem Niveau erneut um rund 3 Prozent ansteigt.

Das Hauptaugenmerk der Anleger richtet sich bei den Blue Chips auf Novartis (-1,3%), welche sich nach einem positiven Start nun bei den grössten Verlierern eingereiht haben. Bei den Pharma-Analysten werden die am Morgen publizierten Quartalsergebnisse eher zurückhaltend aufgenommen. Insgesamt seien die Ergebnisse "gemischt" ausgefallen.

Noch deutlich stärker als Novartis geben AMS nach, welche mit -3,6 Prozent die rote Laterne bei den Blue Chips tragen. Die Papiere profitieren somit nicht von der positiven Guidance für das vierte Quartal. Die Papiere hätten sich in letzter Zeit stark verteuert, viel Positives sei daher eingepreist, meinen Marktteilnehmer. Zum Teil werden die Einbussen auch mit einer etwas höheren Ungewissheit im Zusammenhang mit der ebenfalls am Morgen angekündigten Wandelanleihe erklärt.

Deutliche Verluste erleiden ausserdem Adecco (-1,8%), Swiss Life und LafargeHolcim (je -1,1%).

Auch die Grossbankenpapiere CS (-0,7%) und UBS (-0,5%) geben nach und profitieren somit nicht von guten Ergebnissen des Konkurrenten HSBC. Die CS wird am Donnerstag selber Zahlen vorlegen.

Temenos (-0,7% auf 100,30 Fr.), die am Vortag unter den schlechten Resultaten von SAP gelitten hatten, fielen nun zeitweise unter die Marke von 100 Franken. Händler befürchten eine weitere Verkaufswelle, sollte diese psychologisch wichtige Marke nachhaltig unterschritten werden.

Das kleine Gewinnerfeld wird von Roche (+0,9%) angeführt. Händler erklären dies mit den defensiven Qualitäten des Titels. Zudem gelte der Konzern nach wie vor als ein möglicher Profiteur von Corona. Deutlich im Plus sind ausserdem Lonza, Logitech und Givaudan mit Avancen zwischen 0,5 und 0,8 Prozent.

Am breiten Markt sind Implenia das Hauptthema. Die Papiere des Baukonzerns geben um satte 22 Prozent nach. Das Unternehmen hatte vorbörslich bekannt gegeben, dass er seine Strategie neu ausrichten will und eine grundlegende Reorganisation plant. Dabei soll es auch zu Entlassungen und dem Verkauf von Unternehmensteilen kommen. Analysten machen sich beim Unternehmen zunehmend Sorgen um die Eigenkapitalsituation.

Weiter unter Druck sind Aryzta (-5,4%), nachdem der Titel am Vortag um fast 15 Prozent eingebrochen war. Der Grund war, dass Übernahmeverhandlungen abgebrochen worden waren.

Ebenfalls unter Druck sind Barry Callebaut (-1,8%). Im Gegensatz zu anderen Nahrungsmitteln leiden Süsswaren stärker unter der Krise. Die unsicheren Aussichten haben nun Baader Helvea veranlasst, die Barry-Callebaut-Aktien auf "Reduce" von "Add" abzustufen.

Positiv stechen am breiten Markt SIG Combibloc (+3,2%), Idorsia (+2,9%) und Bucher (+1,7%) nach Zahlen sowie Schweiter (+1,8%) nach einem positiveren Ausblick hervor.

Die Papiere von MCH notieren derweil nach der Einigung in Sachen Murdoch unverändert.

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