Zürich (awp) - Im Zweifel optimistisch - so in etwa lässt sich die Stimmung am Schweizer Aktienmarkt am Dienstagvormittag zusammenfassen. Nachdem der SMI bereits freundlich gestartet war, begab er sich dann schnell wieder auf Rekordkurs. Zuletzt hatte es zwar unterschiedliche Signale im US-chinesischen Handelsstreit gegeben, Investoren setzen aktuell aber eher auf das Prinzip Hoffnung, heisst es von Händlerseite.

Tatsache ist, dass die Zeit für eine Einigung in dem seit mehr als einem Jahr andauernden Disput langsam knapp wird. Immerhin droht für Mitte Dezember die Einführung neuer Strafzölle auf chinesische Importe. Daher bleibt die Hoffnung, dass sich die beiden Seiten bis dahin auf eine erste Phase-Vereinbarung einigen können. Sollte es dagegen zu weiteren Zöllen kommen, droht eine Korrektur an den Börsen. Als Zeichen des guten Willens wird die Ankündigung der US-Regierung interpretiert, die es US-Unternehmen für weitere 90 Tage ermöglicht, Geschäfte mit Huawei zu tätigen.

Der SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr 0,67 Prozent hinzu auf 10'416,05 Punkte. Zuvor war er bis auf den neuen Bestwert bei 10'427 Punkten gestiegen. Der die 30 wichtigsten Werte umfassende SLI gewinnt 0,64 Prozent auf 1'601,01 Punkte und der breite SPI 0,52 Prozent auf 12'564,66 Punkte. Unter den 30 SLI-Werten stehen 26 Gewinnern vier Verlierer gegenüber.

Zu den grössten Gewinnern zählen die Aktien der beiden Uhrenhersteller Swatch (+1,9%) und Richemont (+1,3%). Zwar sind die Schweizer Uhrenexporte im Oktober im wichtigen Absatzmarkt Hongkong aufgrund der anhaltenden Unruhen eingebrochen. Gesamthaft legten sie dennoch leicht zu, was Analysten mit Blick auf die hohe Vergleichsbasis aus dem Vorjahr so nicht erwartet hatten. Wie von Händlern zu hören ist, setzen Marktteilnehmer bei Richemont darüber hinaus auf ein starkes Weihnachtsgeschäft.

Klar fester präsentieren sich mit Partners Group, Zurich Insurance, CS, Swiss Re, Julius Bär, Swiss Life und UBS zudem sämtliche Vertreter der Finanzbranche. Die Kursgewinne liegen zwischen 0,8 und 1,6 Prozent. Nachrichten gab es dabei vom Vermögensverwalter Julius Bär, der mit seinen Informationen über den Geschäftsverlauf der ersten zehn Monate 2019 einen Nachzügler der mittlerweile beendeten Berichtssaison darstellt.

Demnach hat die Privatbank zwar ein durchzogenes Zwischenergebnis vorgelegt, die Anleger aber mit einem Aktienrückkaufprogramm klar positiv überrascht.

Kursgewinne von jeweils mehr als einem Prozent bei konjunktursensiblen Aktien wie Sika, Adecco und AMS sind ebenfalls als Zeichen für eine grössere Risikobereitschaft zu sehen.

Dass sich die Genussscheine von Roche (+0,9%) aktuell überdurchschnittlich gut halten, erklären Investoren mit dem leicht schwächeren Abschneiden in der Vorwoche. Da gebe es nun ein gewisses Aufholpotenzial. Branchenkollege Novartis (+0,6%) bleibt weiterhin gefragt. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, der Pharmakonzern führe mit dem US-Unternehmen Medicines Übernahmegespräche.

Anders sieht es bei den Sonova-Aktien aus, die ihre Verluste auf zuletzt 5,2 Prozent ausgeweitet haben. Auch der Hörsystem-Hersteller ist mit seinen Halbjahreszahlen 2019/20 ein Nachzügler. Der Konzern hat laut Analysten stark abgeschnitten und deshalb den Ausblick für das Gesamtjahr nach oben korrigiert. Die Papiere hatten zuletzt einen guten Lauf, so dass die Verluste als Gewinnmitnahmen zu werten sind.

Mit Lonza und Vifor (beide -0,3%) fallen noch zwei Vertreter der Gesundheitsbranche hinter den Markt zurück.

Im breiten Markt ziehen Newron mit einem Kurssprung um ein Fünftel Blicke auf sich. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat dem Wirkstoffkandidaten Sarizotan den Status als Therapie gegen eine seltene pädiatrische Krankheit (Rare Pediatric Disease - RPD) erteilt. Branchenkollege Kuros (-7,4%) kommt dagegen nach den Details zur geplanten Kapitalerhöhung unter Druck.

hr/tt