Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag den Rückwärtsgang eingelegt. Nach einem zunächst richtungslosen Start bewegt sich der Leitindex SMI aktuell etwas unter Marke von 10'400 Punkten und damit rund ein halbes Porzent tiefer. Laut Händlern wachsen nach der Notfallzulassung für einen Corona-Impfstoff in Grossbritannien in der EU derzeit die Sorgen, dass ein solcher Schritt in der Staatengemeinschaft länger auf sich warten lassen wird. "Es ist kaum zu glauben, dass die Staats- und Regierungschefs der EU in der aktuellen Notlage im Namen eines einheitlichen EU-Ansatzes die Zulassung eines Impfstoffs hinauszögern können", kommentierte ein Händler.

Selbst eine einmonatige Verzögerung sei in Zeiten wie diesen fatal. Vor diesem Hintergrund treten auch die anhaltend hohen Infektionszahlen wieder etwas stärker in den Vordergrund. So haben verschiedene Länder ihren Teil-Lockdown verlängert. Das schüre die Unsicherheit um die wirtschaftlichen Folgen. Darüber hinaus rückt der Devisenmarkt dieser Tage verstärkt in den Vordergrund. Vor allem der US-Dollar neigt derzeit zur Schwäche, was auch den Schweizer Unternehmen auf dem Weltmarkt zu schaffen machen könnte.

Der SMI verliert um 11.05 Uhr 0,54 Prozent auf 10'378,95 Punkte, wobei die bisherige Handelsspanne mit bislang gut 70 Punkten erneut eher eng ist. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, fällt um 0,62 Prozent auf 1'631,79 Zähler und der umfassende SPI um 0,41 Prozent auf 12'908,17 Punkte. Im SLI stehen 26 Verlierern vier Gewinner gegenüber.

Gegen den Trend im Plus können sich die Aktien des Warenprüfkonzerns SGS halten, die immer noch um 1,0 Prozent zulegen. Die Experten von Morgan Stanley haben ihr Rating für die Titel auf "Overweight" angehoben und beim Kursziel die Messlatte auf 3000 Franken erhöht. Das Unternehmen habe eine Perspektive mit relativ vielen Treibern. Dazu zählen die Experten etwa die Partnerschaft für klinische Tests mit AstraZeneca und die marktführenden Engagements im Bereich Elektrik und Elektronik.

Ebenfalls knapp im Plus halten sich Partners Group (+0,3% auf 970,40 Fr.). Vom Einbruch im Frühjahr haben sich die Papiere mittlerweile vollständig erholt. Zuletzt standen die Titel auch im Fokus von Analysten, die reihenweise ihre Kursziele in den vierstelligen Bereich angehoben haben.

Daneben gewinnen nur noch Temenos (+0,3%) und Swatch (+0,1%) hinzu, während die restlichen Blue Chips allesamt schwächer notieren. Im Fall von Lonza (-2,4%) und Sika (-2,2%) trifft es vor allem solche Werte, die auf Jahressicht bislang stark waren.

Ansonsten werden Titel durch alle Branchen verkauft. Neben den weniger konjunktursensiblen Alcon (-2,0%), Swisscom und Givaudan (beide -1,3%) werden auch Versicherer wie Swiss Life (-1,0%), Zurich (-0,9%) und Swiss Re (-0,6%) aus den Depots entfernt. Auch bei den Versicherern machen sich Gewinnmitnahmen bemerkbar, nachdem sie in den vorangegangenen vier Wochen allesamt prozentual zweistellig gestiegen waren.

Dass der Markt nicht noch stärker zurückfällt, liegt an den drei Schwergewichten Nestlé, Novartis und Roche, die mit Abgaben zwischen 0,4 und 0,2 Prozent weniger stark als der Gesamtmarkt fallen. Der Nahrungsmittelkonzern hat am Morgen angekündigt, in den nächsten fünf Jahren für die Senkung seiner CO2-Emissionen 3,2 Milliarden Franken auszugeben.

Auch die beiden Grossbanken weisen mit -0,1 Prozent bei der UBS und -0,2 Prozent (-0,025 Fr.) bei der CS unterdurchschnittliche Verluste auf. Bei der CS ist das Minus vor allem optischer Natur. Die Titel werden am heutigen Donnerstag ex Dividende (0,1388 Fr.) gehandelt.

Im breiten Markt sind die Aktien der BKW (+6,7% auf 102,20 Fr.) nach einer positiven Studie der UBS gesucht, in der die Experten ein Kursziel von 132 Franken ausrufen. SIG Combibloc (+1,8%) sind dank eines neuen arabischen Grossaktionärs gesucht.

Das Gegenstück bilden Titel wie Leclanché, Wisekey oder Medacta, die zwischen 6,8 und 3,5 Prozent verlieren.

hr/uh