Zürich (awp) - Die Schweizer Börse legt zum Wochenschluss eine Verschnaufpause ein. Nach fünf Sitzungen mit teils kräftigen Anstiegen in einer Reihe kommt es zu Gewinnmitnahmen. Vor dem Wochenende und angesichts des noch immer offenen Rennens um die US-Präsidentschaft schlagen die Anleger laut Händlern eine vorsichtigere Gangart ein. "Wir haben im Laufe der Woche mehr als sieben Prozent gewonnen, da darf man schon einmal etwas ins Trockene bringen", sagt ein Händler.

Der Ausgang der US-Wahlen ist zwar nach wie vor offen, aber es scheint, dass Joe Biden auf Kurs zum Sieg ist. Der aktuelle Präsident Donald Trump will sich derweil mit einer Klagewelle gegen die drohende Wahlniederlage stemmen. Damit ist weiterhin für Unsicherheit gesorgt. Ob vor diesem Hintergrund die üblicherweise mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktdaten Impulse geben können, ist eher ungewiss. Denn auch die Äusserungen von Fed-Chef Jerome Powell am Vorabend bei der Pressekonferenz zum Zinsentscheid verpufften ohne grosse Wirkung.

Der SMI notiert um 11 Uhr um 0,76 Prozent tiefer auf 10'227,58 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, verliert 0,68 Prozent auf 1'582,47 und der umfassende SPI 0,85 Prozent auf 12'717,14 Zähler. 27 der 30 SLI-Werte geben nach und drei sind höher.

An der Spitze stehen die beiden Uhrenaktien, die allerdings einen Teil der Zugewinne im Verlauf bereits wieder eingebüsst haben. Der Luxusgüterhersteller Richemont (+7,8%) hat im ersten Halbjahr zwar die Coronakrise voll zu spüren bekommen und deutlich weniger Schmuck und Uhren verkauft, aber die Erwartungen der Analysten vor allem wegen eines starken China-Geschäfts dennoch klar übertroffen.

Im Sog von Richemont gewinnen Swatch 0,9 Prozent. Swatch-Chef Nick Hayek hatte sich am Swiss Media Forum zudem sehr zuversichtlich über den Geschäftsgang geäussert. In Asien sei die Konsumnachfrage sehr gut, sagte Hayek und stellte für 2020 schwarze Zahlen in Aussicht. Im Halbjahr war noch ein Minus von 308 Millionen Franken angefallen.

Den stärksten Abschlag verbuchen AMS (-3,2%). Der Spezialchiphersteller AMS hat im dritten Quartal nach der Übernahme von Osram wegen Sonderkosten rote Zahlen geschrieben. Zudem sahen Analysten in dem Zahlenset nur wenig Neues und auch der Ausblick berge keine kurstreibenden Überraschungen, heisst es.

Zu den grösseren Verlierern zählen ausserdem Partners Group (-2,1%), Adecco (-1,7%) und Sika (-1,8%), die ihre Vortagesgewinne wieder preisgeben. Gipfelstürmer Lonza (-1,7%) gibt ebenfalls nach.

Die Aktien der Versicherer Swiss Life (-0,5%) und Zurich (-0,9%), denen zunächst noch das unerwartet gute Ergebnis des deutschen Konkurrenten Allianz Auftrieb verliehen hatte, rutschen im Verlauf ebenfalls ins Minus.

Auch die Grossbanken CS (-0,6%) und UBS (-1,2%) können sich dem Konsolidierungstrend nicht entziehen. Bei UBS könnte den Anlegern zudem eine Meldung über eine Klage in China die Stimmung trüben. Ein Geschäftsmann in China fordert laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg von der Grossbank 500 Millionen US-Dollar, die er verloren habe, nachdem die Bank einen Margen-Kredit eingefordert habe.

Mit Gewinnmitnahmen zu kämpfen haben auch die Marktschwergewichte Nestlé (-1,2%), Novartis (-1,2%) und Roche (-0,8%). Ein Medikament hat nicht die erhoffte Wirkung bei der Behandlung von Covid-19 erzielt.

Am breiten Markt setzt sich bei den Aktien von Implenia (-4,1%) der Kursrückgang fort.

Dagegen ziehen Relief Therapeutics um weitere 5,5 Prozent an. Das Unternehmen hatte am Vortag leicht positive Neuigkeiten zum potenziellen Medikament Aviptadil veröffentlicht, das bei der Behandlung von an Covid-19 erkrankten Patienten eingesetzt werden soll. Darauf legte der Kurs um 31 Prozent zu.

Banque Profile de Gestion schnellen um 22 Prozent nach oben. Die Bank fusioniert mit der One Swiss Bank.

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