Zürich (awp) - Die Schweizer Börse tritt am Dienstag nach einer freundlichen Eröffnung den Rückzug an. Die Anschlusskäufe seien abgeebbt, heisst es am Markt. Die Anleger wollten erst sehen, wie es an den US-Börsen, die am Vortag geschlossen waren, weitergeht. "Und erste Indikationen aus dem vorbörslichen Handel mit US-Technologiewerten deuten eine Fortsetzung der Gewinnmitnahmen an", sagt ein Händler. In der Vorwoche kam in den heissgelaufenen Tech-Titeln zu kräftigen Abgaben. Händler verwiesen auf Berichte, wonach die japanische Softbank mit derivaten Instrumenten die Kurse des Technologiesektors massiv nach oben getrieben habe und dass sich dies nun ins Gegenteil verkehrt haben soll.

Zudem keimten auch politische Sorgen, die zuletzt wegen der Corona-Pandemie etwas im Hintergrund geraten sind, wieder hoch. So hatte US-Präsident Donald Trump vor der Presse sein Ziel bekräftigt, die wirtschaftlichen Bande zwischen den Vereinigten Staaten und China weiter zurückzufahren, und damit den Zollstreit wieder auf das Parkett gebracht. Ein anderer Faktor ist der Brexit, bei dem jüngste Entwicklungen auch ein ungeregeltes Ausscheiden Grossbritanniens aus dem europäischen Binnenmarkt nicht ausschliessen.

Der SMI notiert um 11.30 Uhr um 0,28 Prozent tiefer auf 10'268,68 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,46 Prozent auf 1'559,10 und der breite SPI um 0,35 Prozent auf 12'748,52 Zähler. 25 der 30 SLI-Titel büssen an Wert ein und fünf legen zu.

Zu den raren Gewinnern zählen Swiss Re (+1,9%). Der Rückversicherer erwartet Preiserhöhungen in allen Segmenten. Grund dafür sind tiefe Zinsen, Grossschäden und wachsende Risiken.

Ebenfalls unter den Gewinnern sind Partners Group (+0,7%) zu finden. Der Vermögensverwalter hat im ersten Halbjahr wegen der Coronakrise zwar weniger Umsatz gemacht und weniger verdient, aber dennoch die Analystenerwartungen übertroffen. Unter dem Strich stand ein um gut ein Fünftel tieferer Reingewinn von 313 Millionen Franken.

Ebenfalls leicht höher sind Swiss Life (+0,2%), Schindler PS (+0,4%) sowie das defensive Schwergewicht Roche (+0,2%)

Die beiden anderen Schwergewichte und Nestlé (-0,02%) und Novartis (-0,1%) sind leichter.

Mit Lonza (-2,1%) leidet auch der am stärksten gestiegene Schweizer Blue Chip unter Gewinnmitnahmen.

Auf der anderen Seite stehen die Technologiewerte AMS (-4,0%), Logitech (-1,2%) und Temenos (-1,9%) angesichts deutlich tiefer erwarteter US-Technologiewerte unter Abgabedruck. Die Gewinnmitnahmen gingen weiter, heisst es.

Auch zyklische Werte wie der Personalvermittler Adecco (-2,0%), die Chemiekonzerne Clariant (-1,8%) und Sika (-1,9%), der Spediteur Kühne + Nagel (-0,7%), der Uhrenhersteller Swatch (-1,0%) und die Inspektionsfirma SGS (-0,8%) verlieren an Wert. Etwas schwächer zeigen sich zudem ABB (-0,5%), LafargeHolcim (-0,3%) und Richemont (-0,4%), was Händler mit dem Corona bedingten Einbruch von Konjunktur und Beschäftigung in der EU erklären.

Bei den Banken fallen UBS (-0,4%), Credit Suisse (-0,8%) und Julius Bär (-1,4%) klar zurück.

Am breiten Markt erfreuen sich die Aktien von Zur Rose (+1,0%) steigender Kurse. Die Versandapotheke und der Krankenversicherer KPT lancieren gemeinsam ein digitales Angebot, der neue Assistent "Medi+", der Patienten beim Umgang mit Medikamenten unterstützen soll.

Ein Prozent höher sind auch Poenina. Die Haustechnikfirma überzeugt die Anleger mit optimistischen Aussagen zum weiter hohen Auftragsbestand.

Unter Angaben leiden Wisekey (-4,8%). der Cybersecurity-Anbieter Wisekey hat im ersten Halbjahr einen Betriebsverlust von 7,3 Millionen Dollar erlitten.

Die Titel von Höhenflieger Relief Therapeutics sacken um 4,6 Prozent ab. angesichts der gestiegenen Unsicherheit an den Märkten könne es nicht schaden, Gewinne einzustreichen, meinen Händler.

pre/rw