NEW YORK (awp international) - Am US-Aktienmarkt bahnt sich ein weiterer Ausverkauf an: Die Indizes weiteten am Donnerstag ihre Verluste deutlich aus. Zuletzt stand der Leitindex Dow Jones Industrial 2,13 Prozent tiefer auf 24 496,22 Punkten.

Händler verwiesen auf eine Mischung aus hoher Bewertung, Furcht vor rasch steigenden Leitzinsen und einer zunehmend protektionistischen Politik des US-Präsidenten Donald Trump. Die Gewinnmitnahmen hielten daher unvermindert an, hiess es. Bereits am Vortag war der Dow um 1,50 Prozent gesunken. Die Februar-Bilanz war mit minus 4,3 Prozent sehr schwach ausgefallen und erstmals seit März 2017 wieder negativ gewesen.

Der breit gefasste S&P 500 verlor am Donnerstag bislang 1,81 Prozent auf 2664,75 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 2,26 Prozent auf 6699,72 Punkte in den Keller.

Trump hatte am Donnerstag angekündigt, in der nächsten Woche Strafzölle für Stahl- und Aluminiumimporte zu verhängen. Damit schottet der Republikaner die US-Wirtschaft immer mehr gegen ausländische Konkurrenz ab. Investoren könnte dies beunruhigen. "Protektionismus ist nicht die Antwort", sagte zudem der einflussreiche Chef der regionalen Notenbank von New York, William Dudley. Er ergänzte, Strafzölle würden "oftmals nach hinten losgehen" und letztlich die Beschäftigten in den relevanten Branchen treffen.

Der neue US-Notenbankchef Jerome Powell sieht derweil keine Anzeichen für eine Überhitzung der Wirtschaft. Es sei daher weiterhin angemessen, die Leitzinsen graduell anzuheben, hatte Powell am Donnerstag vor dem Bankenausschuss des US-Senats gesagt. Investoren fürchten aber, dass Powell angesichts der gut laufenden Konjunktur den Leitzins in diesem Jahr schneller anheben könnte als gedacht. In diesem Fall könnten Anleihen gegenüber Aktien an Attraktivität gewinnen.

Konjunkturseitig hatten die Anleger eine Menge Daten zu verarbeiten. Unter anderem waren die neuesten Inflationsdaten im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Die Daten gelten aus Sicht der US-Notenbank als wichtige Kennziffer für die Teuerung - und damit auch für die künftige Geldpolitik. Zudem hatte sich die Stimmung in der US-Industrie im Februar überraschend stark aufgehellt.

Die Aktienkurse von US-Stahlproduzenten schnellten im Zuge der Aussagen Trumps zu Strafzöllen für Stahl- und Aluminiumimporte hoch. US Steel gewannen fast 5 Prozent. Für AK Steel ging es um gut 6 Prozent hoch. Die Anteile des Aluminiumkonzerns Alcoa büssten ihre Gewinne hingegen ein und standen zuletzt ein gutes halbes Prozent tiefer.

Im Autosektor gab es Absatzzahlen für Februar. Bei Fiat Chrysler waren die Verkäufe weitaus weniger stark gefallen als erwartet. Bei Ford und General Motors (GM) (GM) sanken sie hingegen etwas stärker als geschätzt. Die Aktien der drei Autobauer gaben jeweils um die 4 Prozent nach.

Der Softwarehersteller Salesforce blickt nach einem überraschend guten Jahresabschluss zuversichtlicher in die Zukunft als gedacht. Die Cloud-basierten Produkte des Konzerns sollen den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr beflügeln. Die Aktien zogen um knapp 2 Prozent an.

Um gut 2 Prozent nach oben ging es für die Anteilsscheine von Mylan . Die Konkurrenz bei Nachahmer-Medikamenten in den USA hatte dem Generika-Hersteller zwar Ende 2017 deutlich zu schaffen gemacht, dennoch zeigte sich Konzernchefin Heather Bresch zuversichtlich für 2018 und will Umsatz und Gewinn deutlich steigern.

Unter den Einzelhändlern hatte die Elektronikkette Best Buy mit ihrem Umsatzausblick die Markterwartung übertroffen, was die Aktien um rund 3 Prozent antrieb. Die Papiere von Kohl's sackten indes nach Geschäftszahlen um mehr als 7 Prozent ab.

Im Dow-Index waren die Aktien des Flugzeugbauers Boeing das Schlusslicht mit minus 3,6 Prozent. Auch die Anteile des Baumaschinenherstellers Caterpillar waren mit minus 3,4 Prozent erneut sehr schwach./ajx/stw