NEW YORK (awp international) - Der US-Leitindex Dow Jones Industrial hat am Dienstag einen weiteren Teil seiner Verluste vom Freitag ausgebügelt. Allerdings bröckelten die Gewinne im Handelsverlauf ab. Schwächer als erwartet ausgefallene Stimmungs- und Baudaten aus den Vereinigten Staaten drückten auf die Stimmung. Charttechnisch orientierte Analysten zeigten sich zudem nicht überrascht, da im Dow bereits "subtile Hinweise auf eine weiter nachlassende Kaufbereitschaft" sichtbar geworden seien.

Letztlich ging der wichtigste Index an der Wall Street mit einem Plus von 0,55 Prozent auf 25 657,73 Punkten aus dem Tag. Zum Handelsstart hatte er noch um rund ein Prozent zugelegt. Der marktbreite S&P 500 beendete den Handel mit plus 0,72 Prozent auf 2818,46 Punkte. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 rückte zugleich um 0,47 Prozent auf 7351,15 Zähler vor.

Im März hatte sich die vom privaten Marktforschungsinstitut Conference Board ermittelte Stimmung der US-Verbraucher überraschend stark eingetrübt. Auch die Baubeginne im Februar waren deutlicher als erwartet zurückgegangen, "allerdings müssen diese Zahlen im Kontext der starken Januarwerte relativiert werden", kommentierte dazu Analyst Ralf Umlauf von der Helaba.

In den ersten beiden Monaten des Jahres hätten die Baubeginne über dem Durchschnitt des vierten Quartals gelegen, so dass der Bausektor im ersten Jahresviertel vermutlich einen positiven Wachstumsbeitrag liefern werde, erläuterte Umlauf. Erfreulich sei zudem das weiter hohe Niveau der Baugenehmigungen, ohne dass dies mit Blick auf die US-Notenbank gleich Zinserhöhungserwartungen schüre.

Im Dow richteten sich die Blick erneut auf die Aktien von Apple , die ihre anfänglichen Gewinne abgaben und mit minus 1,0 Prozent schliesslich zu den schwächsten Werten im Index zählten. Die vom iPhone-Hersteller am Montag vorgestellten und nun von Analysten kommentierten neuen Angebote und Dienste, darunter der erwartete Videodienst, rückten in den Hintergrund. Stattdessen fand der festgefahrene Patentstreit mit dem Chipkonzern Qualcomm wieder Beachtung. Eine Richterin der US-Handelsbehörde ITC kam zu dem Schluss, dass einige iPhone-Modelle ein Qualcomm-Patent verletzen und will daher Einfuhreinschränkungen empfehlen. Darüber muss nun aber zunächst noch die insgesamt sechsköpfige Kommission abstimmen.

Die Papiere des Krankenversicherers UnitedHealth gaben im Dow mit minus 1,4 Prozent am kräftigsten nach. Ausserhalb der grossen Indizes verloren Cigna 1,9 und Anthem 3,2 Prozent. Der US-Präsident hatte Pläne für eine neue Gesundheitsreform in den USA angedeutet, jedoch noch keine konkreten Angaben zu möglichen Vorhaben gemacht. Donald Trump hatte unmittelbar nach Amtsantritt vehement versucht, die unter dem Namen seines Vorgängers Barack Obama als "Obamacare" bekanntgewordene US-Gesundheitsreform abzuschaffen.

Die Aktien des britisch-amerikanischen Kreuzfahrtunternehmens Carnival büssten an der Nyse 8,7 Prozent ein, nachdem der Konzern sein Jahresergebnisziel gekappt hatte. Treibstoffkosten und Währungsschwankungen machen Carnival zu schaffen.

An der technologielastigen Nasdaq-Börse zogen Tesla Aufmerksamkeit auf sich. Das Model 3 des Elektroauto-Herstellers verkauft sich besser als erwartet. Nur wenige Wochen nach der Markteinführung dieses Wagens in Europa hat Tesla im wichtigen Kernmarkt Norwegen den monatlichen Absatzrekord gebrochen. Die Aktie legte daraufhin um 2,9 Prozent zu.

Auch die Zukunft von Versum Materials sorgte am Dienstag einmal mehr für Gesprächsstoff. Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA steigt nun auch offiziell mit einem Übernahmeangebot in den Bieterwettbewerb um den US-Halbleiterzulieferer ein. Die Aktien stiegen um marktkonforme 0,5 Prozent auf knapp unter 50 US-Dollar, womit sie aber über dem 48-Dollar-Gebot von Merck lagen. Versum hatte sich zuvor bereits mit dem US-Konzern Entegris auf eine Fusion geeinigt und das Angebot von Merck abgewiesen. Dessen Aktien legten um 1,7 Prozent zu.

Am US-Rentenmarkt fielen richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um 2/32 Punkte auf 101 28/32 Punkte und rentierten mit 2,41 Prozent. Der Kurs des Euro sank bis zum Börsenschluss an der Wall Street noch etwas weiter. Zuletzt kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,1265 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1291 (Montag: 1,1325) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8857 (0,8830) Euro gekostet./ck/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---