NEW YORK (dpa-AFX) - Eine unerwartet hohe Inflation hat am Dienstag an den US-Börsen für deutliche Kursverluste gesorgt. Vor allem unter den Technologiewerten, die als besonders zinsabhängig gelten, war nach zuletzt vier Gewinntagen die Enttäuschung groß, dass sich die US-Inflation nur leicht abschwächte. Anleger sehen darin ein Indiz, dass der Druck auf die US-Notenbank Fed bei ihren geldpolitischen Straffungen nicht wirklich nachlässt und weiter eine Rezession droht.

Der technologielastige Nasdaq 100 sackte am deutlichsten um 5,54 Prozent auf 12 033,62 Zähler ab. Der marktbreite S&P 500 büßte 4,32 Prozent auf 3932,69 Zähler ein. Der Dow Jones Industrial schlug sich kaum besser. Er fiel um 3,94 Prozent auf 31 104,97 Punkte. Die Kursgewinne der vergangenen Tage sind damit auf einen Schlag weg.

Parallel zu den tiefroten Aktienmärkten legten der US-Dollar und die Kapitalmarktzinsen in den USA nach den enttäuschenden Inflationsdaten stark zu, was dafür spricht, dass Anleger weitere deutliche Zinserhöhungen durch die Fed erwarten. Dies deckt sich mit Erwartungen der ING Bank, die in der kommenden Woche mit einem weiteren Zinsschritt um 0,75 Prozentpunkte rechnen.

Der Ökonom James Knightley von der ING hält es für bedenklich, dass die von der Fed als besonders wichtig angesehene Kerninflation gestiegen ist. Aus den Daten leitet auch Volkswirt Bernd Weidensteiner von der Commerzbank einen klaren Auftrag für die US-Währungshüter ab: "Die Fed muss weiter kräftig auf die Bremse treten, auch um den Preis einer etwaigen Rezession."

Die Anteilsscheine von Oracle stemmten sich zeitweise gegen den schwachen Markt, zuletzt waren aber auch sie mit 1,4 Prozent ins Minus abgetaucht. Der Softwarekonzern überzeugte im ersten Geschäftsquartal mit der Höhe des Umsatzanstiegs, Anleger goutierten dabei den Schwung im Cloud-Geschäft. Allerdings bremste es die Euphorie, dass höhere Betriebskosten den Gewinn um mehr als ein Drittel einbrechen ließen.

Nicht zur Ruhe kommt derweil der Fitness-Spezialist Peloton. Bei dem Unternehmen, das in der Corona-Krise großen Zuspruch erfuhr, gehen mit dem langjährigen Firmenlenker John Foley und dem Rechtsvorstand Hisao Kushi zwei weitere Mitgründer von Bord. Anleger reagierten erschrocken: Die Papiere sackten nach der jüngsten Erholung um zehn Prozent ab.

An der Nasdaq-Börse fielen vor allem Chipwerte sowie die Papiere der Facebook-Mutter Meta negativ auf: Unter den Verlierern aus ersterer Branche waren die Titel von AMD und Nvidia mit mindestens neun Prozent Minus. Auch Meta erlitten einen

so hohen Abschlag, sie näherten sich ihren zuletzt erreichten Tiefs seit April 2020.

Die Papiere von Twitter dagegen entwickelten sich positiv, sie schafften es mit 0,8 Prozent ins Plus. Bei dem Kurznachrichtendienst geht der Streit mit Elon Musk um dessen Übernahmeangebot weiter: Die Aktionäre billigten dieses am Dienstag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung, obwohl es von Musk für ungültig erklärt wurde. Im Oktober soll nun ein Gericht klären, ob er aus der Vereinbarung herauskommt. Mit aktuell 42 Dollar liegt der Kurs deutlich unter dem gebotenen Preis von 54,20 Dollar.

Der Euro hat durch die Inflationszahl einen Dämpfer erhalten. Für die Gemeinschaftswährung wurden zuletzt 0,9973 US-Dollar gezahlt, womit sie wieder unter die Parität rutschte. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0175 (Vortag: 1,0155) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9828 Euro.

US-Staatsanleihen haben am Dienstag deutliche Kursverluste verzeichnet. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries fiel um 0,58 Prozent auf 114,94 Punkte. Die Rendite der Staatsanleihen mit entsprechender Laufzeit stieg im Gegenzug auf 3,42 Prozent./tih/jha/