NEW YORK (dpa-AFX) - Der Dow Jones Industrial hat am Freitag eine von der Geldpolitik dominierte Woche im Minus beendet. Während der US-Leitindex zur Wochenmitte noch deutlich gestiegen war, überwog zuletzt wieder die Skepsis. Die Anleger sind verunsichert, weil immer mehr Notenbanken den Fuß vom Gaspedal nehmen oder sogar zu bremsen beginnen. Hintergrund ist die vielerorts hohe und steigende Inflation, die lange als temporäre Angelegenheit abgetan wurde.

Der Dow büßte 1,48 Prozent auf 35 365,44 Punkte ein. Auf Wochensicht ergibt sich damit ein Minus von 1,68 Prozent. Der marktbreite S&P 500 fiel am Freitag um 1,03 Prozent auf 4620,64 Zähler. Für den technologieorientierten Nasdaq 100 ging es um 0,39 Prozent auf 15 801,46 Punkte nach unten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Vortag zwar ihr Anleihenkaufprogramm APP nochmals vorübergehend wegen der von der neuen Corona-Variante Omikron ausgehenden Risiken aufgestockt. Die Bank of England aber hatte am Donnerstag mit einer ersten Zinsanhebung überrascht und die US-Notenbank wird zunächst ihre konjunkturstützenden Wertpapierkäufe schneller zurückfahren. Damit sorgten sich die Anleger wieder vermehrt um die Auswirkungen strafferer Zinsen auf den Aktienmarkt.

Die US-Börsen wurden zudem durch den großen Verfall an den Terminbörsen belastet. Es liefen Optionen und Futures auf einzelnen Aktien und auf Indizes aus. Diese Tage sind bekannt für spürbar schwankende Kurse.

Mit Blick auf die Einzelwerte gab es eine ganze Reihe kursbewegender Nachrichten. So steht der SAP-Rivale Oracle laut einem Bericht des "Wall Street Journal" vor der größten Übernahme seiner Geschichte. Demnach könnte er nach dem Gesundheitssoftware-Spezialisten Cerner greifen, dessen Aktien an der S&P-500-Spitze um rund 13 Prozent in die Höhe schnellten.

Der Analyst Karl Keirstead von der Bank UBS zog auf den ersten Blick für die Oracle-Anleger ein negatives Fazit eines solchen Schrittes, auch wenn die Wahrscheinlichkeit und die Bedingungen unsicher seien. Unter anderem befürchtet der Experte durch eine so große Übernahme einen gravierenden Schwenk des Konzerns weg von seinem Fokus auf schulden- und barmittelfinanzierte Aktienrückkaufprogramme. Die Papiere von Oracle büßten mehr als sechs Prozent ein.

Die Anteilsscheine des Logistikers Fedex zogen um rund fünf Prozent an. Die Anleger honorierten damit einen überraschend starken Quartalsbericht und den erhöhten Gewinnausblick.

Die Aktien des Tesla-Rivalen Rivian wiederum waren im Handelsverlauf auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang im November gefallen und sackten am Ende um gut zehn Prozent ab. Das Unternehmen musste bei seiner ersten Zahlenvorlage zugeben, dass das diesjährige Produktionsziel von 1200 Elektro-Pick-ups wohl um einige Hundert Autos verfehlt wird. Die Produktion hochzufahren sei schwieriger als gedacht, sagte Unternehmenschef Robert Scaringe.

Der Autobauer General Motors (GM) muss für seine ambitionierte Robotaxi-Tochter Cruise einen neuen Chef suchen. Cruise-Chef Dan Ammann verlässt das Unternehmen. Die Anleger quittierten die Nachricht mit einem Minus von fünfeinhalb Prozent.

Angesichts der trüben Stimmung am Aktienmarkt zogen sich Anleger in die Weltreservewährung US-Dollar zurück, was den Euro entsprechend belastete. Die Gemeinschaftswährung wurde zuletzt mit 1,1237 US-Dollar gehandelt. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,1330 (Donnerstag: 1,1336) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8826 (0,8822) Euro. Der Terminkontrakt für zehnjährige US-Treasuries legte um 0,01 Prozent auf 131,11 Punkte zu. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere betrug 1,41 Prozent./la/men

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---