NEW YORK (awp international) - Die US-Börsen bleiben auch am Dienstag ein zweischneidiges Schwert. Während der Dow Jones Industrial mit seinen Standardwerten weiter nicht auf Touren kam, verbuchten andere Indizes neue Rekorde. Der technologielastige Nasdaq 100 schraubte seine Bestmarke im frühen Handel auf knapp 11 393 Punkte hoch und der S&P 500 folgte ihm mit einem Rekord von 3395 Zählern.

Der Nasdaq 100 gewann zuletzt 0,84 Prozent auf 11 382,90 Punkte, während der marktbreite S&P um 0,28 Prozent auf 3391,34 Zähler stieg. Der Dow dagegen zeigte sich lustlos, er verlor 0,07 Prozent auf 27 824,04 Punkte. Während im Tech-Sektor individuelle Aktienstorys wie etwa um Tesla treiben, fehlt es dem Kursbarometer der Wall Street seit Tagen an Inspiration. Von dem bislang aus dem Februar stammenden Rekord ist er mehr als sechs Prozent entfernt.

Laut Franz-Georg Wenner von Index-Radar kommt die Lethargie beim Dow im der saisonalen Sommerphase nicht überraschend. "Deutlichere Bewegungen sind aber auch hier nur eine Frage der Zeit", glaubt der Experte. "Je enger und länger die Kurse in einer engen Range seitwärts laufen, desto stärker ist erfahrungsgemäss der anschliessende Impuls."

Kommen könnte dieser von ersehnten positiven Neuigkeiten aus Washington. Hier warten die Anleger noch immer auf die Konjunkturhilfen der US-Regierung gegen die Folgen der Corona-Pandemie. Derweil heizte Präsident Donald Trump am Dienstag den Konflikt mit China weiter an, indem er Firmen aus dem Umfeld des chinesischen Huawei-Konzerns auf eine schwarze Liste setzte.

An der Nasdaq blieb es dabei, dass die Rally angetrieben wird von Einzelwerten wie Tesla oder Kursanstiegen bei schwergewichtigen Aktien wie Amazon . Tesla setzten ihre Rekordrally fort, indem sie es zeitweise erstmals über die Marke von 1900 Dollar schafften. Zuletzt gewannen sie 2,8 Prozent auf 1887 Dollar.

Die Papiere des Online-Handelsgiganten Amazon rückten am Dienstag unter den Nasdaq-Spitzenwerten um 3,5 Prozent vor, sie näherten sich damit wieder ihrem bisherigen Rekordniveau aus dem Juli. Dabei profitierten die Titel möglicherweise auch von der Schwäche bei klassischen Einzelhandelspapieren. Im Dow wurden Home Depot und Walmart mit bis zu einem Prozent tiefer gehandelt, obwohl beide mit ihren Quartalsberichten durchaus auf positives Feedback stiessen.

Negative Schlagzeilen machte im Einzelhandelssektor aber vor allem die Warenhauskette Kohl's mit einem Kurseinbruch um 16 Prozent. Unter Händlern hiess es am Dienstag, die Resultate des Unternehmens seien mit einem Quartalsverlust und fallenden Umsätzen ein Zeichen für die Probleme, mit denen viele Einzelhändler in der Pandemie zu kämpfen hätten. Amazon bleibe bei Anlegern der grosse Gewinner.

Im Dow trugen auch Boeing mit einem minus von 0,8 Prozent zum Rückgang bei. Kreisen zufolge treibt der Flugzeugbauer den geplanten Stellenabbau wegen der Corona-Krise voran - mit einem Abfindungspaket. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg und berief sich dabei auf eine Botschaft von Boeing-Chef Dave Calhoun an die Mitarbeiter.

Im Zuge der Konfrontation zwischen den USA und China blieb ansonsten die Video-App Tiktok des chinesischen Konzerns ByteDance ein Thema, bei dem Präsident Trump auf einen Verkauf des US-Geschäfts drängt und zuletzt den Druck erhöhte. Insidern zufolge ist auch der Softwarekonzern Oracle an Teilen interessiert. Dessen Aktien legten um 1,9 Prozent zu.

Beim Biotech-Unternehmen Curevac , das an einem Corona-Impfstoff arbeitet, ging das Kursfeuerwerk seit dem Börsengang vorerst zu Ende. Die Aktien büssten fast zwölf Prozent ein. Die Anleger der ersten Stunde dürften den kleinen Rücksetzer verschmerzen können, dann seit der Erstnotiz am Freitag hatte sich der Wert der Aktie in der Spitze mehr als verfünffacht./tih/he