NEW YORK (awp international) - Die anfangs freundlichen US-Börsen haben am Freitag ins Minus gedreht. Sie litten darunter, dass sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China offenbar wieder zugespitzt hat. Zudem warf der grosse Verfall an den Terminmärkten noch vor Börsenschluss seine Schatten voraus.

Der Dow Jones Industrial sank zuletzt um 0,27 Prozent auf 27 022,24 Punkte, womit er sich immerhin wieder etwas von seinem Tagestief nach oben absetzte. Auf Wochensicht zeichnet sich für den US-Leitindex ein Minus von rund 0,7 Prozent ab. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 0,29 Prozent auf 2998,00 Zähler nach unten. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 büsste gar 0,85 Prozent auf 7834,83 Punkte ein.

Laut Marktbeobachtern soll eine chinesische Handelsdelegation in den USA vorzeitig wieder abgereist sein. Zuvor hatte die Zeitung "Politico" noch berichtet, die US-Regierung wolle für eine Reihe chinesischer Produkte von Strafzöllen absehen. Allerdings gehe es hier eher um die Lösung von Zulieferproblemen von US-Unternehmen als um einen Schritt auf Peking zu, hiess es.

Derweil blieben die Ölpreise auf einem hohen Niveau - bestimmendes Thema am Markt bleiben die Spannungen zwischen den USA und Saudi-Arabien einerseits und dem Iran andererseits. Bereits zu Wochenbeginn hatte ein massiver Angriff auf saudische Ölanlagen die Preise für den wichtigen Rohstoff nach oben getrieben und die Anleger verschreckt. Saudi-Arabien beschuldigte den Iran, hinter dem Angriff zu stecken.

Vom "grossen Verfall" sprechen Börsianer dann, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Börsenindizes und einzelne Aktien, auf denselben Tag fällt. Wegen der mitunter teils wilden Zuckungen an den Märkten wurde der Begriff "Hexensabbat" geprägt. Hinter diesen Schwankungen stehen Spekulanten, deren Frist zur Verwirklichung ihrer Derivategeschäfte abläuft.

Kursbewegende Unternehmensnachrichten waren am Freitag dünn gesät. Die Aktien von Facebook konnten ihre Gewinne nicht halten und sanken zuletzt um knapp 0,4 Prozent. Am Vortag hatte US-Präsident Donald Trump den Gründer und Chef des Online-Netzwerks, Mark Zuckerberg, empfangen. Das Treffen beschrieb Trump als "nett". Facebook wiederum teilte mit, das Gespräch sei "gut und konstruktiv" verlaufen. Zuvor war Zuckerberg in Washington mit mehreren US-Senatoren zusammengekommen. Im Mittelpunkt standen Fragen rund um Sicherheit und Inhalte von Online-Netzwerken.

Die Papiere von Walgreens gewannen indes als einer der Favoriten im Dow über ein Prozent. Die US-Drogeriekette startet gemeinsam mit dem Paketdienstleister Fedex und der Alphabet-Tochter Wing Aviation ein Pilotprojekt für Lieferungen per Drohne. Die Nachricht war bereits am Donnerstag zur Handelszeit bekannt geworden, wurde offenbar aber erst verspätet von den Anlegern honoriert. Die Aktien von Fedex und Alphabet zeigten sich dagegen unbeeindruckt und notierten in der Verlustzone.

Die Aktien des Bergbaukonzerns Freeport-McMoRan verteuerten sich dank eines positiven Analystenkommentars um 0,3 Prozent. Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas hatte die Beobachtung der Titel mit einer Kaufempfehlung aufgenommen.

Dass Netflix laut einem Bericht der "Financial Times" wegen des zunehmenden Wettbewerbs die Investitionen in Grossbritannien erhöhen will, kam indes nicht gut am Markt an: Für die Aktien des Streamingdienstes ging es um über sechseinhalb Prozent auf 267,53 US-Dollar bergab, was den tiefsten Stand seit Jahresbeginn bedeutete.

Auch die Aktien von Walt Disney präsentierten sich mit einem Kursverlust von gut 0,8 Prozent recht schwach. Der traditionsreiche Unterhaltungsriese setzt angesichts der wachsenden Konkurrenz im Internet zunehmend auf eigene Online-Inhalte.

Für Anteilsscheine des Medienkonzerns Liberty Global ging es um knapp dreieinhalb Prozent nach unten. Hier belastete die Nachricht, dass die Citigroup ihre Kaufempfehlung gestrichen hat und nun zum Verkauf der Papiere rät./gl/jha/