NEW YORK (awp international) - Der Dow Jones Industrial macht am Freitag einen weiteren Schritt zu seinem Niveau vor dem Corona-Crash. Am Tag nach dem historischen Wechsel in der Inflationspolitik der US-Notenbank Fed legte der Dow Jones Industrial nochmals um 0,31 Prozent auf 28 581,11 Zähler zu. Damit winkt ihm ein Wochenplus von mehr als zwei Prozent. Im Jahresverlauf liegt er neuerdings wieder im Plus.

Anders als zuletzt entwickelten sich der Dow und die Technologiewerte am Freitag im Gleichschritt. Der von letzteren geprägte Auswahlindex Nasdaq 100 legte um 0,34 Prozent auf 11 967,03 Punkte zu. Ein weiterer Rekord über der Marke von 12 000 Punkten gelang ihm aber nicht. Die prozentuale Veränderung des S&P 500 lag am Freitag mit 3494,93 Punkten auf Augenhöhe mit dem Dow. Auch der marktbreite Index schaffte zunächst keine neue Bestmarke.

Laut den Chartexperten von Index-Radar bleiben US-Aktien auf ihrem Aufwärtskurs mit kaum spürbaren Ermüdungserscheinungen. Dabei wird auch den Coronavirus-Infektionen längst keine bremsende Wirkung mehr beigemessen. "Der mildere Verlauf der Covid-19-Erkrankungen und niedrigerer Behandlungsbedarf haben die Märkte vom Corona-Thema abgelenkt", mutmasste der Anlagestratege Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank.

Am Donnerstag hatte die Fed wie schon vorher spekuliert angekündigt, dass das Inflationsziel von zwei Prozent künftig ein Durchschnittsziel und kein Fix-Ziel mehr sein soll. Am Markt wurde dies als starkes Zeichen für eine ungebrochen lockere Geldpolitik gewertet - eine Aussicht ganz nach dem Geschmack der Anleger, sagte ein Börsianer. Ökonomen halten die geldpolitischen Auswirkungen des Schwenks aber zumindest kurzfristig für gering.

Ein zentrales Thema blieb am Freitag weiter die Zukunft der Video-App Tiktok in den USA. Neuerdings gelten Walmart und Microsoft als Favoriten für den von Präsident Donald Trump verlangten Verkauf der US-Aktivitäten durch den chinesischen App-Betreiber Bytedance, der laut einem Bericht des "Wall Street Journal" rund 30 Milliarden US-Dollar fordern soll. Walmart knüpften mit plus 2,5 Prozent und einem neuen Rekord an ihren Kurssprung vom Vortag an, Microsoft legten um ein halbes Prozent zu.

Im Dow vorne dabei waren ansonsten die 2,3 Prozent höheren Aktien des Getränkeherstellers Coca-Cola , der im Zuge einer grossangelegten Neuorganisation seiner Geschäfte tausende Stellen streichen will. Im Zuge des geplanten Umbaus will sich der Pepsi-Rivale organisatorisch deutlich schlanker aufstellen.

Unter den grossen US-Technologiekonzernen wie Apple , Alphabet oder Amazon , die zuletzt Bestmarken in Serie schrieben, setzte am Freitag zunächst nur Tesla seine Rekordrally fort. Erstmals schafften die Aktien es zu Beginn über die Marke von 2300 Dollar, dann versiegte aber der Schwung. Zuletzt standen sie kaum bewegt bei 2238 Dollar.

Unter den Nebenwerten sorgten einige Quartalsberichte noch für Gesprächsstoff. Positiv aufgenommen wurden die Zahlen der Computerkonzerne HP Inc und Dell , deren Aktien jeweils um etwas mehr als sechs Prozent stiegen. Bei HP trieben auch Aussagen zum Ausblick, bei Dell die näher rückende Abspaltung der Softwaretochter VMWare.

An der Nasdaq setzten sich die Aktien von Workday und Ulta Beauty nach Quartalsberichten mit Anstiegen von 14 beziehungsweise 6 Prozent oben fest. Sowohl bei dem Spezialisten für Cloud-Software als auch der Kosmetikkette wurde darauf verwiesen, dass die Resultate die Erwartungen übertroffen hätten./tih/he