NEW YORK (awp international) - Die mit Spannung erwartete Rede von US-Notenbankpräsident Jerome Powell hat an der Wall Street am Donnerstag Rückenwind gebracht. Anders als Indikationen, die vor dem Start noch eher Verluste versprachen, legte der Dow Jones Industrial nach etwas mehr als einer Handelsstunde um 0,81 Prozent auf 28 560,15 Punkte zu.

Das Kursbarometer der Wall Street schlug sich so dieses Mal besser als die zuletzt stark gefragten Technologiewerte. Der Nasdaq 100 schaffte zwar einen neuen Rekord, indem er erstmals die Marke von 12 000 Punkten testete. Mit einem Plus von 0,20 Prozent auf 11 995,80 Punkte hinkte er dem Dow aber hinterher.

Der marktbreite S&P 500 brachte es derweil mit 3492,71 Punkten auf ein Plus von 0,40 Prozent. Auch er setzte seine Rekordrally fort. Der Dow hat dafür noch Aufholbedarf, immerhin schraubte er aber seine Bestmarke seit dem Beginn des Corona-Crashs weiter nach oben.

Powell erfüllte auf dem jährlichen Notenbankertreffen, das wegen der Pandemie online stattfindet, die jüngsten Spekulationen über ein flexibleres Inflationsziel. Künftig soll die Zwei-Prozent-Marke ein Durchschnittsziel und kein Fixziel mehr sein. Laut Ralf Umlauf von der Helaba sinkt damit der Druck, nach einer Phase niedriger Inflation mit Zinserhöhungen gegenzusteuern. Kurzfristig habe ohnehin kein Zweifel an der ultralockeren Geldpolitik bestanden, die nun eingeleitete Strategieänderung vertiefe diese Erwartung nun auch mittelfristig.

Mit dem neuerlichen Hoch beim technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 setzten auch einige ihm zugehörige Einzelwerte ihre Rekordrally fort, darunter die Papiere von Tesla , Amazon und Microsoft . Letztere stiegen mit 3,4 Prozent sogar zu einem der grössten Dow-Gewinner auf. Händler verwiesen hier auf einen Bericht, wonach der Softwaregigant kurz davor stehe, auf Druck von US-Präsident Donald Trump das US-Geschäft der chinesischen Video-App Tiktok zu übernehmen.

Am breiteren Markt sprangen die Papiere von Abbott Laboratories um 6,7 Prozent nach oben. Das Pharmaunternehmen hat von der US-Gesundheitsbehörde FDA eine Notfall-Zulassung für einen erschwinglichen Coronavirus-Schnelltest bekommen. Für Aufsehen sorgt dabei vor allem der niedrige Verkaufspreis und die Schnelligkeit. Er soll innerhalb von 15 Minuten ein Ergebnis liefern. Laut Elmar Kraus von der DZ Bank bringt die Entscheidung ein beträchtliches Umsatzpotenzial mit sich.

Allgemein stark gefragt waren daraufhin am Donnerstag auch die Aktien aus der Luftfahrtbranche, für die der Abbott-Test laut Händlern ein Hoffnungsschimmer ist. Im Dow rückten die Boeing -Papiere an der Spitze um 3,3 Prozent vor, während es für die an der Nasdaq gelisteten Aktien von American und United Airlines um bis zu sechs Prozent nach oben ging. Auch die Aktien von Hotelketten und Kreuzfahrtanbietern zogen an.

Positiv fielen noch die Aktien von Beyond Meat mit einem Kurssprung um etwa acht Prozent auf. Der Fleischersatz-Spezialist machte kündigte die Einführung eines neuartigen Webportals an, das Verbrauchern auf dem direkte Wege den Bezug von Produkten ermöglichen soll.

Ansonsten zeichneten einige Zahlenvorlagen aus der zweiten Börsenreihe ein gemischtes Bild. Die Aktien der Bekleidungskette Abercrombie & Fitch schossen dank eines überraschenden Quartalsgewinns um 17 Prozent hoch. Beim Juwelier Tiffany sorgte ähnliches immerhin für ein Plus von 2,2 Prozent. Der Kosmetikkonzern Coty jedoch enttäuschte seine Anleger, hier sackten die Aktien um 5,6 Prozent ab./tih/he