NEW YORK (awp international) - Die US-Börsen haben am Mittwoch vor den geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank zugelegt. Gemischt ausgefallene Quartalsberichte grosser Konzerne sorgten für Licht und Schatten. Insbesondere aber stachen Unternehmen aus der Technologie-Branche positiv mit ihren Geschäftszahlen hervor. Die Anleger seien wohl auch optimistisch gestimmt, da sie geldpolitisch betrachtet sehr friedliche und entgegenkommende US-Notenbank-Aussagen erwarteten, kommentierte Marktanalyst Edward Moya vom Währungsbroker Oanda.

Der US-Leitindex Dow Jones Industrial legte nach einem zögerlichen Auftakt im frühen Handel zuletzt um 0,24 Prozent auf 26 442,37 Punkte zu. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,71 Prozent auf 3241,36 Zähler aufwärts. Der Nasdaq 100 gewann 1,02 Prozent auf 10 639,75 Zähler.

"Die Berichtssaison nimmt vor allem in den USA weiter Fahrt auf", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Und während es bei den Technologieunternehmen weiterhin relativ rund laufe, hinkten die Unternehmen der "Old-Economy" hinterher. "Das sich daraus ergebende Spiegelbild macht die heutige Fed-Sitzung umso spannender."

An der Geldpolitik per se werde sich wohl aber erst einmal nichts ändern, merkte Devisenexpertin Antje Praefke von der Commerzbank an. Vielmehr dürfte Fed-Chef Jerome Powell erneut betonen, dass die Notenbank noch lange expansiv bleiben werde und bereit sei, falls nötig, noch expansiver zu werden, um die Wirtschaft zu stützen. Und auch zum nächsten Konjunkturpaket seitens der Regierung erwarten Experten nicht, dass Republikaner und Demokraten noch vor dem Monatsschluss einen Kompromiss finden werden.

Unter den Einzelwerten zählten im Dow zur Wochenmitte die Aktien des Flugzeugbauers Boeing und des Kreditkarten-Giganten Visa nach der Vorlage ihrer Geschäftsberichten zu den Schlusslichtern, während Apple an der Index-Spitze um 1,5 Prozent stiegen. Analyst Matthew Cabral von der Credit Suisse ist optimistisch, dass die an diesem Donnerstag anstehende Quartalsbilanz des iPhone-Herstellers positiv ausfällt. Er hob seine Schätzungen an und erwartet, dass das Geschäft mit iPhones, iPads und auch Macs gut gelaufen ist.

Die Papiere von Boeing und Visa indes wurden von Anlegern mit spitzen Fingern angefasst, so dass es für Boeing zuletzt als Dow-Schlusslicht um 2,5 Prozent abwärts ging. Visa verloren 1,0 Prozent. Die Corona-Krise brockte Boeing im abgelaufenen Quartal einen höheren Verlust ein als prognostiziert und zudem stellt der Konzern 2022 die Produktion des Jumbo-Jets 747 nach mehr als 50 Jahren ein. Visa litt vor allem unter enttäuschenden Umsätzen.

Auch General Electric und GM im S&P 100 konnten nicht überzeugen. Wie beim Kreditkarten-Konzern reagierten auch die Anleger von GM vergrätzt darüber, dass der grösste US-Autobauer die Umsatzerwartungen im zweiten Quartal verfehlte. Bei der einstigen Industrie-Ikone enttäuschte das bereinigte Quartalsergebnis.

AMD sprangen an der Nasdaq um rund zehn Prozent hoch und waren damit Spitzenwert im Auswahlindex Nasdaq 100. Während der Chip-Riese Intel mit Verzögerungen bei seiner nächsten Prozessor-Generation kämpft, ist der kleinere Konkurrent auf Aufholjagd und lag mit seinen zur Zahlenvorlage ebenfalls bekannt gegebenen Prognosen zum laufende Quartal über den Analystenerwartungen.

Die Papiere des Online-Auktionshauses Ebay büssten trotz besser als erwartet ausgefallener Quartalszahlen 2,9 Prozent ein. Allerdings ist die Aktie in letzter Zeit bereits sehr stark gestiegen, so dass am Markt auf Gewinnmitnahmen verwiesen wurde.

Überzeugen konnte die Kaffeehaus-Kette Starbucks , deren Geschäftsbericht trotz der Einbrüche durch die Covid-19-Krise besser als befürchtet ausfiel. Die Aktie stieg im S&P 100 um 5,0 Prozent./ck/he