NEW YORK (awp international) - Das sich weltweit immer stärker ausbreitende Coronavirus hat am Montag die US-Börsen auf Talfahrt geschickt. Der Dow Jones Industrial , der vor rund zwei Wochen bei über 29 500 Punkten Rekordhöhe erreicht hatte, sackte zeitweise um mehr als 1000 Punkte ab. Nun kämpft er um die Marke von 28 000 Punkten und stand rund zwei Stunden vor Handelsschluss mit 3,36 Prozent im Minus bei 28 018,22 Punkten.

Der marktbreite S&P 500 verlor 3,24 Prozent auf 3229,65 Zähler und der technologielastige Nasdaq-100-Index büsste 3,77 Prozent auf 9091,14 Zähler ein. Dagegen waren Staatsanleihen im Zuge der Risikoaversion der Anleger als "sichere Häfen" gefragt. Zehnjährige US-Bonds stiegen an diesem Tag auf den höchsten Stand seit Sommer 2016.

Experten sind mittlerweile skeptisch, ob die weltweite Ausbreitung des neuen Coronavirus noch gestoppt werden kann. "Das Zeitfenster für die Eindämmung des Ausbruchs schliesst sich nun sehr schnell", zitierte die britische Zeitung "The Telegraph" Devi Sridhar von der Universität Edinburgh, die zur weltweiten öffentlichen Gesundheit forscht. Nathalie MacDermott, Expertin für Infektionskrankheiten am renommierten King's College in London, nannte vor allem die Situation in Italien, Südkorea und Iran "sehr besorgniserregend".

Die Analysten von Goldman Sachs revidierten inzwischen ihre Schätzungen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA nach unten. Statt eines auf das Jahr hochgerechnete BIP-Wachstum im ersten Quartal von 1,4 Prozent erwarten sie nun nur noch ein Wachstum von 1,2 Prozent. Dabei verwiesen sie vor allem auf eine langsamer als bisher erwartete Belebung der Wirtschaftsaktivität in China sowie auf die Reisebranche.

Unter Druck gerieten vor allem Aktien von Unternehmen, die unmittelbar von den Folgen der Infektionskrankheit betroffen sind, etwa Reise- und Fluggesellschaften, Buchungsportale oder Krankenversicherungen. Im Dow waren die Aktien von UnitedHealth mit minus 7,3 Prozent Schlusslicht, an der Nasdaq nahmen American Airlines mit minus 10 Prozent den letzten Platz ein und auch die Online-Reiseportale Booking Holdings und Expedia Group zeigten sich mit minus 6,2 Prozent und knapp 8 Prozent sehr schwach.

Verschont blieben aber auch stark von der weltwirtschaftlichen Entwicklung abhängige Technologietitel nicht, denn wenn die Produktion still steht oder sich verlangsamt, Lieferketten-Engpässe sich bemerkbar machen und auch die Nachfrage sich abschwächt, schlägt dies auch direkt in diesen Branche durch. So büssten im Dow Apple und Microsoft um die 4 Prozent ein.

Zu den wenigen Gewinnern zählten als defensiv und damit weniger konjunkturabhängig geltende Aktien von Konsumgüterherstellern, Telekomanbietern und Pharmaherstellern. Hier legten die Anteile von Gilead Sciences um 3,4 Prozent zu und erreichten zeitweise den höchsten Stand seit Herbst 2018. Das Biotech-Unternehmen hat mit Remdesirvir ein Mittel entwickelt, das in klinischen Studien in Wuhan erst kürzlich Wirksamkeit bewiesen hatte. Mutige Anleger spekulieren offenbar auf mögliche weitergehende bahnbrechende Erfolge.

Regeneron Pharmaceuticals legten zugleich um 4,3 Prozent zu. Das Unternehmen hatte Anfang des Monats bekannt gegeben, zur Bekämpfung des Coronavirus verstärkt mit dem US-Ministerium für Gesundheit und Soziale Dienste (HHS) zusammenzuarbeiten, um eine Antikörperbehandlung zu entwickeln./ck/he